daumenkino : „Verliebt in eine Hexe“
Plagen wir uns nicht mit der Frage, was Hollywood zu einem Remake der uralten TV-Serie „Bewitched“ bewegt hat. Zur Erinnerung: „Verliebt in eine Hexe“ war eine Ausgeburt des Atomzeitalters und eine Art Vorläufer zur „Bezaubernden Jeannie“. Elizabeth Montgomery spielte darin eine Hexe, die ihre magischen Fähigkeiten der Familie zuliebe im Zaum halten will. Was natürlich nicht funktionierte. Montgomery musste nur mit dem Näschen wackeln, schon passierten die unglaublichsten Dinge. Die Komödienspezialistin Nora Ephron („Schlaflos in Seattle“) zaubert nun allerdings kein reines Remake aus dem Hut, sondern spinnt den Faden weiter. Im Film dreht ein Fernsehteam ein Remake der Serie, für das noch eine Hauptdarstellerin gesucht wird. Jack Wyatt (Will Ferrell), der den Ehemann spielt, findet sie in der schönen Isabel (Nicole Kidman). Ephrons nächster Trick: Isabel ist tatsächlich eine Hexe! Die das Hexen aufgeben will, um ein normales Leben zu führen! Klar, dass da hin und wieder die Bedeutungsebenen verrutschen.
Will Ferrell, einer der Senkrechtstarter dieser Saison, brilliert dabei in der klassischen Männerrolle. Kidmans Aufgabe besteht nun darin, den größenwahnsinnigen Neurotiker („Macht mir 200 Cappuccinos! Und bringt mir den besten!“), in den sie nichtsdestoweniger verliebt ist, zu domestizieren – anstatt sich, wie seinerzeit Montgomery, domestizieren zu lassen, und vor allem ohne dabei auf ihr wackelndes Näschen zurückzugreifen. Was natürlich nicht funktioniert. Wenn sie will, liefert Jack seine aufgeblasenen Dialoge zur allgemeinen Irritation auf spanisch. Und wenn Ephron es will, spult Isabel seinen Heiratsantrag lieber noch mal zurück. Weil sie ihn nämlich davor verhext hat und der Film vor allem sagen will, dass man nicht tricksen soll in der Liebe.
Interessant ist diese für Nora Ephron typische Mischung aus romantischen Wirren, weiblicher Selbstbehauptung und schamloser Wohlstandspornografie eigentlich nur wegen Nicole Kidman. Die Sehnsucht nach einem normalen Leben an der Seite eines normal vertrottelten Ehemanns – das passt zu gut zu einem Star, dessen Image als ätherische Schönheit mit Hang zu zölibatärer Ernsthaftigkeit alles andere als normal wirkt. Doch so sehr Kidman darum bemüht ist, sich mit viel Nasewackeln als lebensfrohe Ulknudel zu präsentieren: Sie ist keine Komikerin, der gesellschaftliche Imperativ „natürlicher“ Fröhlichkeit geht an ihrem ganz real synthetischen Wesen vorbei. Man kann es auch wie Jack ausdrücken: „Schauspielern ist besser als normal zu sein. Du tust so, als wärst du normal!“ PHILIPP BÜHLER
„Verliebt in eine Hexe“. Regie: Nora Ephron. Mit Nicole Kidman, Will Ferrell, Shirley MacLaine, Michael Caine u. a., USA 2005, 102 Min.