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Verliebt in die Revolution

Kleines Fernsehspiel im ZDF: „Tania La Guerrillera“, ZDF, 22.45 Uhr  ■ von Sabine Jaspers

Kennen Sie den? Die Rede ist von dem rühmlichen Freiheitskämpfer, der auf schwarz-weißen Abbildern seine Baskenmütze so schick ins Gesicht gerückt hatte und dessen Posterversion einst in keinem revolutionären Jugendzimmer fehlen durfte. Die Autorin (Jahrgang '63) erinnert sich, daß bei ihrem Bruder (Jahrgang '57) beschriebenes Porträt über dem Bett hing.

„Wer ist das?", fragte sie, das Pantheon der Revolution betretend, den Menschen, der ihren großen Bruder und Fuselhippie in Personal-Union darstellte. „Das ist Che, der große Che Guevara, der Märtyrer der Revolution — ein Ideal“; antwortete er kenntnisreich und zog andachtsvoll eine Schwarte namens Bolivianisches Tagebuch aus dem Regal, um nicht nur daraus zu zitieren, sondern der unbedarften Jüngeren gleich die ganze Geschichte von Guevara und Castro, von Kuba und Bolivien zu erzählen, die bei den diese Zeilen lesenden Brüdern und Schwestern als bekannt vorausgesetzt werden soll.

Ach ja, auch wenn sich hier die historische Darstellung auf persönliche Sentimentalitäten reduzierte, läßt sich wohl behaupten: Che Guevara ist auch heute vielen noch ein Begriff. Doch Che Guevara hat nicht alleine für eine Revolution in Lateinamerika gekämpft. Dennoch wissen weitaus weniger Menschen etwas mit dem Namen seiner Mitstreiterin anzufangen — auch wenn man sie in Kuba und der DDR als Volksheldin feierte. Mit „Tania La Guerrillera“ bekannt, macht uns jetzt ein filmisches Porträt, das die Autorin und Regisseurin Heidi Specogna unter dem gleichen Titel in Szene gesetzt hat. „Scheinbar entgegen dem Zeitgeist suchten wir nach den Spuren einer Kommunistin, Internationalistin und Revolutionärin als um uns herum die von ihr verkörperten Werte zusammenbrachen“, heißt es im Pressetext zu diesem Stück Revolutionshistorie, das auch ein Stück Frauengeschichte ist. Auf den Tag genau 24 Jahre nach Guevaras Erschießung, zeigt das ZDF die äußerst gelungene Dokumentation, als „kleines Fernsehspiel“.

„Tania La Guerrillera“ hieß eigentlich Tamara Bunke. Ihre Eltern sind Deutsche und mußten 1935 fliehen. Tamara wird 1937 in Argentinien geboren. In den 50er Jahren kehrt die Familie zurück, um beim Aufbau der DDR zu helfen. Doch Tamara will nach Kuba. Guevara schickt sie in geheimer Mission nach Bolivien. Am 31.August gerät sie am Rio Grande in einen Hinterhalt und wird erschossen. So weit die Fakten.

Die in Berlin lebende Schweizerin Heide Specogna zeichnet in ihrem Film kein Heldinnen-Porträt, sondern rückt den Menschen Tamara in den Mittelpunkt. Neben Eltern, Freunden, Mitstreitern, Nachbarn und Leuten von der Straße, kommt auch sie selbst in Briefen und Tagebuchaufzeichnungen zu Wort. Das alles montiert die Regisseurin geschickt mit Bildern und Musik zu einem Mosaik, das zwischen gestern und heute eine Brücke schlägt. Wie immer man Tamara, die in die Revolution verliebt war, bewerten mag: Was nach 88 Filmminuten bleibt, ist das Gefühl, sie (nicht nur in Idealfassung) zu kennen. Was kann ein Filmporträt mehr leisten?

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