Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises: Späte Ehre für Helga Schubert
Schuberts prämierter Text über eine schwierige Mutter-Kind-Beziehung: Ein berührender Stoff, der Empathie und Wärme transportiert und raffiniert gewebt ist.
Der Triumph kam 40 Jahre nach ihrer ersten Einladung zur Teilnahme. 1980 bekam Schubert, die in der DDR lebte, keine Ausreisegenehmigung von der SED-Kulturbehörde. Von 1987 bis 1990 war sie schließlich Mitglied der Jury.
Schuberts Text „Vom Aufstehen“ berührte die Jury. Sie schreibt darin über die Lebenserfahrungen einer Tochter mit ihrer vom Weltkrieg geprägten Mutter. Sie selbst wurde 1940 geboren, der Vater starb ein Jahr später als Soldat.
Der Jury-Vorsitzende Hubert Winkels sprach nach Schuberts Vortrag von einem berührenden Stoff, der mit Raffinement gewebt sei. Der Text transportiere Empathie und Wärme, sagte Jurorin Insa Wilke. „Ich liebe sie“, rief der Schweizer Juror und Schriftsteller Philipp Tingler der per Video zugeschalteten Schubert zu.
Virtueller Wettbewerb
Schubert war Diplompsychologin und war gleichzeitig seit 1975 Mitglied im Schriftstellerverband. Sie lebte bis 2008 in Berlin und zog dann mit ihrem Mann, dem Psychologen, Maler und Schriftsteller Johannes Helm, nach Nordwestmecklenburg in das Dorf Neu Meteln. Dort eröffneten die beiden für seine Bilder eine Galerie, in der zahlreiche Kulturveranstaltungen stattfinden. Meist moderiert Schubert sie und liest dort auch aus ihren neuen Erzählungen.
Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur fanden dieses Mal wegen der Corona-Pandemie virtuell statt. Die Lesungen der Autoren waren vorher aufgezeichnet, die Jury diskutierte live vom Homeoffice aus.
Der Bachmannpreis, der an die in Klagenfurt geborene Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) erinnert, gilt als besonders wichtige Würdigung im deutschsprachigen Literaturbetrieb.
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