piwik no script img

Verleihung des Ingeborg-Bachmann-PreisesSpäte Ehre für Helga Schubert

Schuberts prämierter Text über eine schwierige Mutter-Kind-Beziehung: Ein berührender Stoff, der Empathie und Wärme transportiert und raffiniert gewebt ist.

Die neue Preisträgerin Helga Schubert Foto: Johannes Helm/ORF/dpa

Klagenfurt dpa | Die gebürtige Berlinerin Helga Schubert (80) hat am Sonntag den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gilt als einer der wichtigsten Preise für deutschsprachige Literatur. Schubert setzte sich mit einem Text über eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung gegen 13 andere Kandidatinnen und Kandidaten durch.

Der Triumph kam 40 Jahre nach ihrer ersten Einladung zur Teilnahme. 1980 bekam Schubert, die in der DDR lebte, keine Ausreisegenehmigung von der SED-Kulturbehörde. Von 1987 bis 1990 war sie schließlich Mitglied der Jury.

Schuberts Text „Vom Aufstehen“ berührte die Jury. Sie schreibt darin über die Lebenserfahrungen einer Tochter mit ihrer vom Weltkrieg geprägten Mutter. Sie selbst wurde 1940 geboren, der Vater starb ein Jahr später als Soldat.

Der Jury-Vorsitzende Hubert Winkels sprach nach Schuberts Vortrag von einem berührenden Stoff, der mit Raffinement gewebt sei. Der Text transportiere Empathie und Wärme, sagte Jurorin Insa Wilke. „Ich liebe sie“, rief der Schweizer Juror und Schriftsteller Philipp Tingler der per Video zugeschalteten Schubert zu.

Virtueller Wettbewerb

Schubert war Diplompsychologin und war gleichzeitig seit 1975 Mitglied im Schriftstellerverband. Sie lebte bis 2008 in Berlin und zog dann mit ihrem Mann, dem Psychologen, Maler und Schriftsteller Johannes Helm, nach Nordwestmecklenburg in das Dorf Neu Meteln. Dort eröffneten die beiden für seine Bilder eine Galerie, in der zahlreiche Kulturveranstaltungen stattfinden. Meist moderiert Schubert sie und liest dort auch aus ihren neuen Erzählungen.

Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur fanden dieses Mal wegen der Corona-Pandemie virtuell statt. Die Lesungen der Autoren waren vorher aufgezeichnet, die Jury diskutierte live vom Homeoffice aus.

Der Bachmannpreis, der an die in Klagenfurt geborene Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) erinnert, gilt als besonders wichtige Würdigung im deutschsprachigen Literaturbetrieb.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 7G
    70704 (Profil gelöscht)

    Habe "Vom Aufstehen", den Geschichtenband von Helga Schubert, diese Woche gelesen und kann ihn sehr empfehlen, wenn man in der Mitte des Lebens oder älter ist. Es ist eine Art Lebensbilanz in Geschichten, die einfach daherkommen, es aber in sich haben.