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Verhandlungen DDR-Israel vorerst abgebrochen

■ Endgültige Entscheidungen über Reparationszahlungen kann nach Auffassung der DDR nur Bonn fällen

Aus Israel Amos Wollin

Die letzte Verhandlungsrunde in Kopenhagen, die zu einem Abkommen über diplomatische Beziehungen zwischen Israel und der DDR führen sollte, mußte abgebrochen werden. Die DDR -Regierungsdelegation hatte darauf hingewiesen, daß letztlich nur Bonn entscheiden kann, ob sich die ostdeutschen Behörden Israel gegenüber verpflichten können, Reparationen an Israel in Rahmen der Luxembourg-Abkommen (aus dem Jahr 1952 zwischen der BRD und Israel) zu zahlen, da ja schließlich Israels Forderungen von der DDR in Zukunft durch Bonn zur Auszahlung kommen, sobald das geeinte Deutschland besteht.

Im Jahre 1952 zahlte die Bundesrepublik über siebenhundert Millionen Dollar an Israel, wobei noch einmal ein Drittel dieser Summe durch die DDR zu zahlen blieb. Israel hatte gehofft, daß sich die DDR jetzt zur Zahlung dieser mehr als 350 Millionen Dollar (plus Differenz des Wertes dieser Summe zwischen 1952 und 1990, was einen erheblichen zusätzlichen Betrag darstellt) an Israel verpflichtet, und daß dann auf dieser Grundlage sofort die israelische Einwilligung zu diplomatischen Beziehungen mit der DDR gekommen wäre. Aber in der letzten entscheidenden Gesprächsrunde hat die DDR -Regierung zu verstehen gegeben, daß die geforderten Verpflichtungen im Rahmen des Luxembourg-Abkommens lediglich mit dem Einverständnis der BRD-Regierung eingegangen werden können, um so mehr als die Bundesrepublik einstweilen bereits praktisch für die DDR-Wirtschaft verantwortlich zeichnet. In Jerusalem wird jetzt erörtert, ob sich Schamir direkt an Kohl wenden soll, um diese Frage möglichst rasch und positiv zu lösen oder ob eine Regierungsdelegation zum BRD-Finanzminister Waigel entsandt wird, die gleichzeitig auch mit Horst Teltschik verhandeln soll, so wird aus Kreisen des Außenministeriums berichtet. Die Frage der „Holocaustzahlungen“ wurde in der Vorwoche auch angeblich in Gesprächen, die der DDR-Außenminister Meckel in Washington führt, aufgerollt.

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