EIN TAXI, ZWEI HOSEN : Verhandlungen
Ich dachte, Taxifahrer in Berlin hätten schon alles gefahren. Kissenbezüge voller Koks, rostige Kalaschnikows, Britney Spears ohne Schlüpfer. Ich dachte: Berlin ist eine Großstadt. Es war am Hauptbahnhof. Meine Hose hatte ein riesiges Loch am Hintern, es war kalt, und mein Zug fuhr in 30 Minuten. In Paris, glaubte ich, eine Hose in meiner Größe nie zu finden und wenn doch, wäre sie bestimmt hässlich. Ich rief die Taxi-Nummer an: „Können Sie zwei Hosen zum Hauptbahnhof fahren.“ Mann: „Hosen?“ Ich: „Es sind doch nur Hosen.“ Mann: „Hosen zahlen nicht.“ Ich: „Aber ich.“ Mann: „Det sagen Sie.“
Dann brummte er, jemand sei unterwegs. Noch 25 Minuten. Ich rief meinen Mitbewohner Alex an, der mich auslachte und sich dann nachts um eins mit zwei Hosen an die Straße stellte. Sein Handy blieb an. Als das Taxi kam, waren es noch 20 Minuten. Alex: „Hier schnell, die Hosen.“ Hosentaxi: „Wieso Hosen?“ Alex: „Na die Hosen, die sie zum Bahnhof fahren sollen.“ Hosentaxi: „Hosen zahlen nicht.“ Alex: „Glauben Sie, der will, dass sie die behalten?“ Hosentaxi: „Keine Ahnung“. Ich zu Alex: „Will ich nicht.“ Alex: „Will er nicht.“ Hosentaxi: „Ich hab so was noch nie gemacht.“ Ich: „Die Melanie soll Ballett machen, noch 20 Minuten.“ Alex: „Bilden Sie sich ein, es seien zwei Fahrgäste.“ Hosentaxi: „Scheiße.“
Er kam zu spät. In letzter Sekunde und unter wütendem Gebrüll der Schaffnerin hechtete ich in die Bahn. Ich rief die Zentrale an, ließ mir Hosentaxis Nummer geben und schrieb ihm, ich sei in einer Woche aus Paris zurück. Er simste: „Bin am Bahnhof. Zahlen Sie jetzt?“ Ich simste zurück: „Nein, fahre nach Paris“… in einer Woche etc. pp.
Als ich Hosentaxi dann an der Herrmannstraße traf, hing alles an ihm. Mundwinkel, Brüste, Augen. Ich gab ihm 25 Euro. Er mir meine Hosen. Und dann: „So was Irres mach ich nie wieder, Mann. „Ich auch nicht“, sagte ich. „Ich auch nicht.“ DANIEL SCHULZ