heute in bremen
: Verhaltener Optimismus

Heute findet in Bremen die größte Korallenriff-Tagung statt, die es je in Europa gab

Zuletzt wurde in der Presse gemeldet: „Die Korallenriffe sind vom Untergang bedroht.“ Ist es wirklich so schlimm?

Claudio Richter, Zentrum für Marine Tropenökologie: Ganz so dramatisch stellt sich nicht dar. Aber es ist sicherlich eine kritische Zeit. Es wird immer wärmer, dazu kommt die Gefahr der Ozeanversauerung, die Überfischung. Dennoch gibt es Zeichen, die zu verhaltenem Optimismus Anlass geben. Riffe können sich in bestimmtem Maße diesen Veränderungen anpassen und eine gewisse Widerstandsfähigkeit entwickeln. In einigen Regionen blühen auch die Korallenriffe wieder auf.

Aber die Riffe waren doch auch vom Tsunami stark betroffen?

Ja. Dennoch gibt es auch hier überraschende Forschungsergebnisse. In Thailand etwa war der Schaden weniger schlimm als angenommen. Nur 13 Prozent der Riffe waren dort stark zerstört. Die verheerende Verwüstung an Land hat keine so klare Entsprechung unter Wasser. Auch die Wiederbesiedlung von Babykorallen hat dort ganz gut angeschlagen.

Alles halb so schlimm?

An Orten, die besonders vom Tourismus betroffen sind, Abwässer ungeklärt eingeleitet werden, gibt es keine Erholung. Der Selbstheilungsmechanismus greift dort nicht mehr.

Was fordern sie von der Tourismuswirtschaft?

Langfristig zu planen. Das beste Beispiel ist das Gerat Barrier Riff in Australien. Dort haben die Manager begriffen, dass es sich lohnt Riffe unter Schutz zu stellen. Weil die fünf Milliarden Dollar, die der Tourismus einspielt, wesentlich mehr bedeuten als die 200 Millionen Dollar, die die Fischerei einbringt. Fragen: mnz