Vergiftete Hühner

■ Gift im Gefieder von Pohlmann-Federvieh gefunden / 5,5 Tonnen Desinfektionsmittel wurden beschlagnahmt

In den Federn von Hühnern des Eierproduzenten Anton Pohlmann ist erstmals offiziell hochgiftiges Nikotin nachgewiesen worden. Bei ersten Analysen des Veterinäruntersuchungsamtes Hannover sei bei toten Legehennen vereinzelt Nikotin-Sulfat in einer Konzentration von 0,5 bis fünf Milligramm pro Kilogramm Gefieder gemessen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Oldenburg gestern mit. Außerdem durchsuchte sie erneut eine Pohlmann-Farm und stellte in Wenstrup (Kreis Vechta) 5,5 Tonnen des Desinfektionsmittels Virkon-S sicher.

Pohlmann steht im Verdacht, Hühner zur Bekämpfung der roten Vogelmilbe illegal mit einem hochgiftigen Nikotin-Wassergemisch besprüht zu haben. Diese nicht zugelassene Mixtur ist wesentlich billiger als reguläre Arzneimittel. Nach Aussagen von Mitarbeitern ist eine bisher nicht genannte Zahl von Tieren an Vergiftungen verendet. Gegen Pohlmann liegen Strafanträge des Deutschen Tierschutzbundes und der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag von Osnabrück vor.

Die untersuchten Hühner waren vor gut einer Woche bei mehreren Durchsuchungen in Pohlmann-Betrieben beschlagnahmt worden. Auslöser der Ermittlungen waren Recherchen des Fernsehmagazins „Panorama“, das nach eigenen Angaben ebenfalls über Laborergebnisse verfügt, nach denen in Ställen des „Hühnerbarons“ Hennen mit Nikotin vergiftet wurden.

Götz Anhalt, Ministerialrat im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, sagte, mit dem Zwischenergebnis der Laboranalysen seien die Ermittlungen ein Stück vorangekommen. Er wies jedoch darauf hin, daß in beschlagnahmten Eiern bislang keine Nikotinrückstände nachgewiesen werden konnten.

Die Eier sollen deshalb in der kommenden Woche mit Hilfe eines genaueren Verfahrens – der sogenannten Gaschromatographie – erneut analysiert werden. Um Gesundheitsgefahren für Menschen zu vermeiden, erwägt das Ministerium, Pohlmann-Eier vom Markt nehmen zu lassen. Dafür reichten die bisherigen Ergebnisse aber nicht aus.

Die Hühnerkadaver werden auch auf mögliche Verätzungen des Magen-Darm-Kanals durch Virkon-S geprüft. Das Desinfektionsmittel sei bislang aber weder in den Tierkörpern noch in Eiprodukten oder Futtermitteln nachgewiesen worden, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Nach Aussagen von Mitarbeitern soll Virkon-S bei Pohlmann dem Hühnerfutter beigemischt worden sein. Dieses Mittel darf laut Landwirtschaftsministerium nur zur Behandlung leerer Ställe, aber nicht direkt bei Lebewesen angewandt werden.

Die Grünen wollten gestern noch Zeugen präsentieren, die die Vorwürfe gegen Pohlmann bestätigen sollen. dpa