: Vergeßliche Zähler, entflammte Listen
■ „Begehungslisten“ verloren / Datenschützerin: „Katastrophe“ / 27.000 Fragebögen abgefackelt
Stuttgart/Sundern (dpa/taz) - Ein Zähler in Stuttgart hat eine sogenannte „Begehungsliste“ für einen Zählbezirk auf einer Gartenmauer liegen lassen. Die Liste enthält Namen und Anschriften von Einwohnern, Geburtsdaten, Geschlecht, Haupt– und Nebenwohnung sowie Staatsangehörigkeit. Sie ist inzwischen wieder aufgetaucht. Die baden–württembergische Datenschutzbeauftragte Ruth Leuze (CDU) bezeichnete den Vorgang als „Katastrophe“, insbesondere auch deshalb, weil auf den Begehungslisten für den Zähler Angaben stünden, die eigentlich erst beim Bürger zu erheben seien. Ruth Leuze hat in einem Brief an den ständigen Ausschuß des Landtages bereits jetzt kritisiert, daß das Statistische Landesamt weder die frühestmögliche Anonymisierung der Daten noch Vernichtung der Fragebögen und Löschung der Kennziffern garantieren könne. Datenschutz sei deshalb nicht gesichert. Sämtliche Erhebungsbögen für 27.000 Einwohner in der sauerländischen Kleinstadt Sundern sind in der Nacht zum Mittwoch verbrannt. Auch 180 von 206 Zählkoffern mit Unterlagen für die Zähler fielen den Flammen in der Erhebungsstelle zum Opfer. Unbekannte stiegen in die Büros ein, warfen die Formulare auf einen Haufen oder nach draußen und zündeten sie an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen