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KOMMENTAREVergessener Krieg, vergessener Frieden

■ Mosambik sucht nach einem Weg zum Waffenstillstand

Das Treffen zwischen Mosambiks Präsident Joaquim Chissano und seinem Gegenspieler von der Renamo, Alfonso Dhlakama, ist ein historischer Moment. Was sich in den letzten sechzehn Jahren in diesem Land abgespielte, ist an Brutalität und Perspektivlosigkeit kaum zu überbieten: Massenmorde, Massenfluchten, Tausende zerstörter Dörfer, eine am Boden liegende Wirtschaft. Mosambik ist heute laut UNO das ärmste Land der Welt. Die Renamo, von verängstigten Weißen im früheren Rhodesien und Südafrika als Schutz vor dem Weltkommunismus gefördert, ist daran zweifellos die schuldigere Partei. Sie ist der letzte Rest der kolonialen Blutspur, die sich durch die Geschichte Afrikas zieht.

Zwar wird Geschichte gerade in Ländern, wo eine politische Zentralmacht kaum existiert, nicht von Einzelpersonen gemacht, am wenigsten von Menschen wie Dhlakama. Man kann Chissano und den vielen anderen Politikern der Welt, die den Renamo-Führer in den letzten Monaten hofiert haben, sogar vorwerfen, daß sie den Terrorhäuptling aufwerten. Die Frankfurter Allgemeine sieht es als erwiesen an, daß er bald auf dem mosambikanischen Präsidentensessel Platz nimmt. Doch ohne die Erfüllung der leidigen Prestigewünsche von machtbesessenen Politikern und Kriegern kann Friedensstiftung offenbar gar nicht erst in die Gänge kommen. Ihre Vorbedingung ist die egalitäre Befriedigung von Eitelkeiten. Es lohnt sich daher auch wenig, Dhlakama bei seinem geplanten Deutschlandbesuch nächsten Monat mit Eiern zu bewerfen. In Mosambik ist man Schlimmeres gewöhnt.

Wenn für Mosambik ein Waffenstillstand in Kraft tritt — und das könnte noch dieses Jahr passieren — beginnt die eigentliche Friedensarbeit erst. Chissano, Dhlakama und die ganzen auswärtigen Schutzmächte, von Robert Mugabe bis zu dem britischen Tycoon Tiny Rowland, können zwar eine Fortsetzung des Krieges verhindern — mehr aber auch nicht. Wer wird die in alle Winde verstreuten, zutiefst traumatisierten mosambikanischen Familien zusammenführen und versöhnen können?

Alles spricht dafür, daß der Wiederaufbau Mosambiks nicht primär mosambikanischen Interessen folgen wird. Südafrika wird sich verstärkt die grenznahe Hauptstadt Maputo als Investitionsziel, billigen Hafen und möglichen Markt halten; Simbabwe braucht für seinen Außenhandel die Eisenbahnlinien und Straßen, die vom Indischen Ozean ins Landesinnere führen. Übrig bleiben Hunderttausende von Quadratkilometern vergessener, brachliegender, verbrannter Erde. Diejenigen, die dort einst in Frieden leben wollten und jetzt macht- und kraftlos vor dem Ausmaß der Zerstörung stehen, werden die einzigen sein, die nicht vergessen. Dominic Johnson

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