: Verflochten-betr.: Leserbrief von Alfred Platow zu R + V-Verstrickungen, taz vom 23.12.88
betr.: Leserbrief von Alfred Platow zu R + V-Verstrickungen, taz vom 23.12.88
Worum ging es in dem Constraste-Artikel im Kern? Es ging darum, daß die Ökobank in der Ökokorrespondenz behauptete, daß die R + V deswegen als Versicherer ausgewählt wurde, weil sie eben nicht mit der Rüstungsindustrie etc. zusammenareiten würde. In dem Constraste-Artikel wurde genau das haarfein widerlegt.
Zu behaupten, daß es gute und böse Versicherer geben würde, geht an der Sache vorbei. Es gibt meines Wissens keine Versicherer, die nicht in irgend einer Weise mit Banken und Großindustrie verflochten wären. Gegenteilige Aussagen sind entweder naiv oder berechnend.
Übel finde ich es, daß Alfred Platow nicht mit offenen Karten spielt. Bei Alfred handelt es sich um ein Mitglied jenes Düsseldorfer Versicherungsladens, über den die Ökobank die Geschäfte mit der R + V betreibt. Ein weiterer Kommentar dürfte sich wohl erübrigen.
Wolfgang Leidigkeit, Friedels Fairsicherungsbüro Berlin
Das Alfred Platow als R + V-Vermittler sauer reagiert, war klar. Daß er aber die gleiche blauäugige und falsche Argumentation, die wir an der Ökobank kritisiert haben, noch einmal fabriziert, wundert mich. Folgt man den Geschäftsberichten der R + V, so steht dort schwarz auf weiß, daß die R + V Allgemeine Versicherung, die R + V Rechtsschutzversicherung und auch die Rhein-Mai Rückversicherung eben keine Genossenschaften oder Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, sondern Aktiengesellschaften, sind. Lediglich die R + V Lebensversicherung ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Von daher stimmt das Argument einfach nicht, daß das Geld an die Versicherten zurückgeht. Diese Aktiengesellschaften, und daran ist leider nichts zu ändern, befinden sich nach Ausführungen der DG-Bank im Mehrheitsbesitz dieser Bank. Von daher ist die Geschäftspolitik dieser Versicherung nicht von jener der Bank zu trennen.
Kritisiert wurde aber von uns nicht die Ökobank als Ökobank. Kritisiert wurde von uns auch nicht die Zusammenarbeit mit der R + V. Angeprangert wurde von uns die Argumentationsebene der Ökobank, die falsch ist. Diese Argumentation besagt, Zusammenarbeit mit R + V ist gut, weil es ist eine Genossenschaft und es geht kein Geld in die Rüstung oder nach Südafrika. Das Gegenteil haben wir in unserem Artikel bewiesen. Als Unternehmen im Bereich der Finanzdienstleistungen kann man sich aus den Geldkreisläufen auch nicht auskoppeln und es läßt sich nicht verhindern (höchstens minimieren), daß mit Geschäftspartnern zusammengearbeitet wird, die eben eine von uns abgelehnte Anlagenpolitik betreiben.
Ich denke, daß - wenn schon ein Abkoppeln nicht möglich ist - dann wenigstens das Verbraucherinteresse im Vordergrund stehen muß. Das bedeutet, möglichst wenig bezahlen für möglichst viel Leistung bei optimaler Schadenregulierung. Im Bereich Versicherungen genießt kein Unternehmen eine Priorität, sondern es muß verglichen werden. Von daher erscheint mir eine Anbindung an nur ein Unternehmen falsch. Ökobank ja, aber keine, die blind mit übernommenen Werbesprüchen wirbt.
Harald Deerberg, Bremen 1
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