: Verfehlt
Betr.: Leserbrief „Nachruf“ von Eike Stedefeldt, taz hamburg vom 23. 3. 2000
Eike Stedefeldt kämpft wieder einmal gegen Windmühlenflügel; ich weiß nicht, ob aus ähnlich ehrenwerten Motiven wie seinerzeit Don Quixote. Da ich sicherlich nicht Sancho Pansa bin, habe ich normalerweise wenig Lust, dieses Spielchen mitzuspielen. In diesem Fall versucht er, den Literaturpreis der Schwulen Buchläden in den Schmutz zu ziehen, indem er unlautere Praktiken bei den Beurteilungen von Einsendungen unterstellt. Da platzt mir die Hutschnur.
Was war also wirklich? Eike Stedefeldt wollte mit einem Beitrag am Preis teilnehmmen, der nicht den Teilnahmebedingungen entsprach. Da zwei Büchlein mit kabarettistischen Texten Stedefeldts bereits veröffentlicht sind, und er auf eine rege Textproduktion zurückblicken kann, habe ich einen Irrtum vermutet und ihn gebeten, seine Entscheidung zu überdenken. Schließlich würde auch niemand an einem Preis für politische Lyrik mit Reflexionen über die Menopause teilnehmen. Nachdem er darauf beharrte, dass seine Einsendung durchaus Bezug zu schwulem Leben aufweise, zog ich meine Einwände zurück. Aus diesem Brief zu zitieren, würde sein schönes Feindbild allerdings beschädigen.
Viel Wind um nichts, aber Eike ist glücklich: Wieder einmal hat er böse Machenschaften entlarvt. Hilft ihm denn keiner?
Joachim Bartholomae, Buchladen Männerschwarm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen