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Archiv-Artikel

Verfällt das Geld?

Das Flüchtlingszentrum Refugio wird von der EU gefördert, muss aber in Bremen um jeden Cent kämpfen

Von ede
250 Menschen aus 28 Ländern hat Refugio im vergangenen Jahr betreut. Für viele von ihnen sei die Flüchtlingseinrichtung die letzte Hilfe

Bremen taz ■ Das Bremer Behandlungszentrum für traumatisierte und gefolterte Flüchtlinge, Refugio, steckt in einer eigentümlichen Klemme. Seit Jahresbeginn wird es von der Europäischen Kommission gefördert. Die Existenz der unabhängigen Einrichtung ist dadurch bis Juli 2005 gesichert – so umfangreich wie nie seit ihrer Gründung vor 13 Jahren. Doch nun fürchten die MitarbeiterInnen, dass sie die Zusagen aus Brüssel nicht ausschöpfen können – und damit kranken Flüchtlingen Hilfe vorenthalten müssten.

In den kommenden 18 Monaten fehlen dem Verein Refugio noch 50.000 Euro Eigenmittel. Nun appelliert der Verein an Private: „Für jeden gespendeten Euro gibt die Europäische Kommission 0,71 Cent dazu.“

250 Menschen aus 28 Ländern hat Refugio im vergangenen Jahr betreut. Für viele von ihnen sei die Flüchtlingseinrichtung die letzte Hilfe, beschreibt Gründungsmitglied und Therapeutin Ingrid Koop die Unentbehrlichkeit der Anlaufstelle. Die meisten PatientInnen kommen aus Bremen. „Wir haben zwar viele Anfragen aus Niedersachsen, wo es keine wirkliche Anlaufstelle für Flüchtlinge gibt“, sagt Koop. Doch setzten die Zuschüsse aus Landesmitteln enge Grenzen. „Wir tun, was wir können.“

In vergleichbarer Lage sei auch das Hamburger Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer.

Das Bremer Zentrum Refugio bietet neben speziellen Therapien für Erwachsene, Kinder und ganze Familien auch Fortbildungen. Im Zentrum werden auch DolmetscherInnen ausgebildet und MultiplikatorInnen informiert. Ein Ziel der Arbeit ist auch, andere Anbieter psychosozialer Versorgung fortzubilden und auf die speziellen Bedürfnisse von Flüchtlingen vorzubereiten. „Wir müssen ja nicht alles selber machen“, heißt es bei Refugio. Derzeit arbeitet dort ein neues Netzwerk daran, die Versorgung von Flüchtlingskindern in Zukunft zu professionalisieren und zu verbessern.

„Wir haben lange Wartelisten“, sagt Koop. Noch immer sei die Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen und Folteropfern in Deutschland mangelhaft. Wer allerdings einmal in Betreuung ist, werde in Bremen kostenlos behandelt. „Wir veranschlagen Kosten von durchschnittlich 1.000 Euro jährlich pro Klient. Dafür brauchen wir entsprechende Zuschüsse oder eben Spenden.“ So gesehen fehle jetzt das Geld, um 50 Personen oder zehn Familien zu helfen. ede

Refugio, Kto: 107 1281, Sparkasse Bremen, Info: www.refugio-bremen.de