: Ver.di ist für Ärzte nicht da
betr.: „Standesdünkel kommt vor dem Fall“, taz vom 8. 6. 06
Haben Sie mal den Ver.di-Tarifvertrag für Ärzte angesehen? Warum macht man keine 40-Stunden-Woche für alle und der Rest sind Überstunden? Warum setzt sich Ver.di nicht für vernünftige Überstundenregelungen für Ärzte ein? Ich habe Ver.di nie gegen 24- bis 48-Stunden-Schichten der Ärzte streiken sehen. Nie! Auch nicht dagegen, dass es für Nachtdienste nur 80 Prozent Gehalt gibt, also Abschlag statt Zuschlag für Nacht- und Wochenendarbeit.
Schauen Sie einfach auf den Rest: Statt Gehaltserhöhungen von zweimal 2 Prozent (zum 1. 7. 07 und 1. 8. 08) gibt es für Ärzte bis Ende 2008 gar keine Erhöhungen. Ärzte sollen ein in die Gehaltstabelle eingearbeitetes Weihnachtsgeld von 30 Prozent erhalten, während andere Berufsgruppen bis zu 95 Prozent erhalten. Ärzte sollen gar keine Einmalzahlungen erhalten, während alle anderen Berufsgruppen (bis zu 450 Euro pro Jahr) von diesen Zahlungen profitieren.
Der Fortbildungsurlaub ist auf drei Tage beschränkt und als „Kann-Regelung“ ausgestaltet. Nur wenn die Personalkosten von dritter Seite (oder vom Arzt selbst?!) erstattet werden, gibt es fünf Tage Fortbildungsurlaub. Für Bereitschaftsdienste an Feiertagen gibt es keinen 25-prozentigen Aufschlag. Die wöchentliche Arbeitszeit soll für Ärzte 42 Stunden betragen und unbefristet auf 66 Stunden verlängert werden können. JOSEF PRIMZEK, Aachen