Verdacht auf sexuellen Missbrauch: Bistum zeigt Bischof Mixa an

Hat Augsburgs Oberhirte Walter Mixa einen Jungen sexuell missbraucht? Er weist die Vorwürfe zurück. Mixa hat schon wegen Prügeleien seinen Rücktritt eingereicht

Die Anschuldigungen häufen sich. Der Vatikan hat sich zu Mixas Rücktrittsgesuch bislang nicht geäußert. Bild: AP

Das dürfte einzigartig in der deutschen Kirchengeschichte sein: Das Bistum Augsburg hat seinen eigenen Nochbischof, Walter Mixa, wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs angezeigt. Die zuständige Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat Vorermittlungen eingeleitet. Erst vor wenigen Tagen hatte Mixa um seinen Rücktritt gebeten, weil er einräumen musste, Kinder körperlich misshandelt zu haben. Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs aber war bisher noch nicht erhoben worden. Gemäß den Regeln der Kirche muss der Papst Mixas Rücktritt noch annehmen - oder nicht.

Eine Sprecherin des bayerischen Justizministeriums bestätigte Informationen der Augsburger Allgemeinen, dass es sich um einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt handele. Dem Bericht zufolge soll ein Junge missbraucht worden sein. Im Bistum Eichstätt war Mixa von 1996 bis 2005 Bischof, bevor er nach Augsburg wechselte.

Die deutsche Bischofskonferenz erklärte zu dem Fall lediglich, dass man derzeit zu dieser Angelegenheit keine Stellungnahme abgeben werde. Das Bistum Augsburg gab nur diese schriftliche Erklärung des Generalvikars der Diözese, Karlheinz Knebel, heraus: "Das Bistum hat Hinweise, die jetzt gegeben wurden, in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt."

Die deutschen Bischöfe hatten sich schon 2002 Leitlinien zum Umgang mit Kirchenmitarbeitern beim Verdacht des sexuellen Missbrauch gegeben - derzeit sollen sie überarbeitet und verschärft werden. Gerade die Frage, ab wann diese Verdachtsfälle den Staatsanwaltschaften gemeldet werden müssen, war in der Öffentlichkeit und in der Kirche seit Anfang des Jahres heftig diskutiert worden. Immer wieder hatten Kirchenobere dabei betont, dass man sich künftig sehr schnell an die staatlichen Stellen wenden wolle.

Ende April erst waren der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, sowie der Vorsitzende der bayerischen Bischöfe, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, nach Rom gereist, um sich mit Papst Benedikt XVI über Mixa. auszutauschen. Zollitsch hatte Mixa öffentlich zu einem zumindest vorübergehenden Amtsverzicht gedrängt. Nach langem Leugnen hatte Mixa zuvor eingeräumt, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen von 1975 bis 1996 Heimkinder geschlagen zu haben. Weiter steht der Vorwurf im Raum, er könnte Stiftungsgelder zweckentfremdet haben.

Im Bistum Augsburg reagierte man entsetzt auf die neuesten Vorwürfe. Der Augsburger Ansprechpartner der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche", Herbert Tyroller, sagte: "Ich bin bestürzt." Gemunkelt worden sei ja schon "alles Mögliche". Wenn aber "so was auch noch ist", so Tyroller, "geht es wirklich den Bach runter in unserer Diözese".

Mixa stritt die Taten entschieden ab. "Mein Mandant weist die jetzt gegen ihn erhobenen Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück und wird nach Kräften mit der Staatsanwaltschaft Ingolstadt zusammenarbeiten, um den Fall restlos aufzuklären", erklärte sein Anwalt laut der Augsburger Allgemeinen.

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