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Archiv-Artikel

Verdacht auf Vogelgrippe in Europa

Am Wochenende meldeten Rumänien und die Türkei, dass bei toten Tieren Antikörper und Viren gefunden wurden. Noch ist aber unklar, ob es sich um die auch für Menschen gefährliche Variante handelt. Bundesregierung: „Kein erhöhtes Risiko“

VON TARIK AHMIA

Die Vogelgrippe kommt Europa offenbar immer näher. Am Wochenende wurden die ersten Verdachtsfälle aus Rumänien und der Türkei gemeldet. Die Bundesregierung sah am Sonntag aber noch keine erhöhte Gefahr für deutsche Verbraucher.

Der türkische Landwirtschaftsminister Mehdi Eker sagte am Samstag dem Fernsehsender CNN, 2000 Puten seien auf einem Bauernhof nahe der westtürkischen Stadt Balikesir verendet. Die Stadt liegt etwa 300 Kilometer von Istanbul entfernt. Untersuchungen hätten laut Eker ergeben, dass die Tiere mit dem Vogelgrippe Virus aus der so genannten H5-Gruppe infiziert waren. Noch sei aber unklar, ob es sich um die für Menschen gefährliche, hoch ansteckende Form H5N1 handele. An dieser Variante sind in Asien 60 Menschen gestorben. H5N1 ist in Europa jedoch noch nicht aufgetreten.

In der betroffenen Region haben die türkischen Streitkräfte Straßensperren und Kontrollpunkte errichtet. Die Behörden ordneten die Tötung von allem Geflügel und Straßenhunden in dem betroffenen Dorf an. Unterdessen wurde in Rumänien das gesamte Donau-Delta und der Verwaltungskreis Tulcea unter Quarantäne gestellt. Acht Fischerdörfer sind von der Außenwelt abgeschottet. Die rumänischen Behörden setzten in der Ortschaft Ceamurlia in der Nähe des Schwarzen Meeres die Tötung von hunderten Vögeln fort.

Am Freitag hatte der rumänische Landwirtschaftsminister bestätigt, dass im Donau-Delta bei verendeten Hausenten Antikörper gegen die Vogelgrippe gefunden wurden. Auch hier ist noch unklar, ob es sich um einen für Menschen gefährlichen Virenstamm handelt.

„Im Moment gibt es in Deutschland noch kein erhöhtes Risiko“, sagte gestern Nikolas Schulze-Icking vom Verbraucherschutzministerium der taz. Mit Ergebnissen, ob die verendeten Vögeln an dem für Menschen gefährlichen Stamm H5N1 gestorben sind, rechnet er zum Anfang der Woche. Im Ernstfall werde die Bundesregierung schnell handeln. Dann sei eine Eilverordnung geplant, nach der sämtliches Freiluftgefieder in Ställe gebracht werden muss. In einem weiteren Schritt müsse die Europäische Union die Import-Export-Regelungen für Geflügel weiter verschärfen. Bereits jetzt gibt es ein EU-weites Importverbot für Geflügel aus Russland und Asien.

Zu einer großen Gefahr für Menschen könnte das Vogelgrippevirus werden, wenn es zu einer Form mutiert, die sich direkt von Mensch zu Mensch verbreitet. Dies könnte eine weltweite Epidemie auslösen. Die Vereinten Nationen hatte kürzlich davor gewarnt, das in diesem Fall das Virus das Leben von bis zu 150 Millionen Menschen bedrohen würde. Für die USA empfiehlt eine neuer Regierungsbericht, die Kapazität für die Produktion von Impfstoffen kurzfristig zu verzehnfachen. Und US-Präsident George Bush hat folgendes Buch zur Lektüre empfohlen: „Die große Grippe – Die epische Geschichte der tödlichsten Epidemie der Geschichte“ .