kirchen zu moscheen : Verbrannte Erde
Die großen Kirchen sind auf dem Rückzug. Nicht nur auf dem Sinnstiftungs- sondern auch auf dem Immobilienmarkt. Deshalb klingt es logisch, wenn Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck (CDU) auch die Weitergabe von Kirchen an muslimische Gemeinden in Betracht zieht.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
Aber viele Christen würden lieber den Bulldozer kommen lassen – eine Politik der verbrannten Erde. Dahinter stehen tiefe Ängste vor dem Islam. Jenseits von Rassismus und Terrorphobie gründen sie im historischen Konflikt zwischen Osmanischem Reich und Abendland einerseits, im Konkurrenzverhältnis der beiden Religionen andererseits. Längst streiten die missionarischen Religionen Christentum und Islam nicht mehr nur um die Seelen in Übersee: Junge Deutsche mit christlichem Hintergrund suchen zunehmend Orientierung im strikter erscheinenden Regelwerk des Islams. Und je nach Stadtteil geht es auch schon mal um die Frage nach der Hegemonie.
Dabei könnte man sich durchaus auch eine Allianz beider Religionen gegen die gottlose Mehrheit vorstellen. Für so eine Art ökumenischer Koexistenz christlicher und islamischer Gemeinden ist die Zeit aber offenbar noch nicht reif. Schade: Übernähmen die Muslime Kirchen, wäre das wohl am ehesten ein Garant dafür, dass sie ein nichtkommerzieller, sozialer Mittelpunkt im Viertel bleiben.