piwik no script img

VerbotAhlhaus statt Allah

Innenbehörde schließt Taiba-Moschee in St. Georg und verbietet den Trägerverein. Der einstige Treffpunkt der Attentäter des 11. 9. soll islamistisches Zentrum gewesen sein.

Geschlossene Gesellschaft: Polizisten bewachen den Eingang zur Taiba-Moschee am Steindamm 103. Bild: dpa

Christoph Ahlhaus versucht zu beschwichtigen. "Alarmismus" sei fehl am Platz, sagt Hamburgs CDU-Innensenator. "Konkrete Hinweise auf bevorstehende Anschläge gibt es nicht", beruhigt er am Montagmorgen im Sitzungssaal der Innenbehörde. Gerade hat Ahlhaus bekannt gegeben, dass die Taiba-Moschee am Steindamm in St. Georg geschlossen und der Trägerverein verboten worden ist. Mit einem Racheakt von Islamisten sei aber "eigentlich nicht" zu rechnen, bestätigt auch Manfred Murck, stellvertretender Leiter des Amtes für Verfassungsschutz in Hamburg.

Nach "monatelangen Vorbereitungen" sei am Montag die ehemalige Al-Quds-Moschee "geschlossen und versiegelt" worden, so Ahlhaus. Polizisten hatten morgens um 6 Uhr die Moschee sowie vier Wohnungen von Vorstandsmitgliedern durchsucht und Beweismittel beschlagnahmt. Der Trägerverein "Taiba, Arabisch-Deutscher Kulturverein e.V." und mehrere seiner Unterorganisationen wurden verboten.

Das Verbot sei ein wichtiges Zeichen gegen den islamistischen Terror. Die Maßnahme richte sich aber "ausdrücklich nicht gegen die ganz überwiegende Mehrheit der friedliebenden Muslime in der Stadt", betonte Ahlhaus. Es sei jedoch nicht zu tolerieren, dass sich "Extremisten unter dem Deckmantel eines Kulturvereins verstecken und radikalisieren".

Die Al-Quds-Moschee am Steindamm war früher auch Treffpunkt der Attentäter vom 11. September um Mohammed Atta. Auch nach ihrer Umbenennung habe sie als Taiba-Moschee weiterhin "als symbolischer Ort" und als "Radikalisierungszentrum" gedient. "Wir haben viele Detailerkenntnisse über das, was gepredigt und gesprochen wurde. Das ist eine Scheinwelt von Leuten, die sich etwas zurechtgemacht haben und die jetzt zum Teil in Afghanistan und Pakistan Blutzoll dafür zahlen", erklärte Murck. "Das ist jetzt zu Ende. Wir denken, dass wir einen Prozess unterbunden haben."

Die weitere Entwicklung in der Szene werde man sehr intensiv beobachten. Murck schätzte die Zahl der Dschihadisten in der Hansestadt auf 45. Die Freitagsgebete in der Moschee hätten regelmäßig 200 bis 250 "Gläubige besucht - zumindest Betende", so Murck wörtlich.

Die rechtlichen Hürden für ein Verbot seien sehr hoch gewesen, sagte der Leiter der zentralen Hamburger Anti-Terror-Koordinierungsstelle, Lothar Bergmann. Es gehe nicht nur um Vereinsrecht, sondern eben auch um "Religions- und Versammlungsfreiheit - und da sind die juristischen Hürden zu Recht sehr hoch". Letztlich habe aber das Oberverwaltungsgericht vor einer Woche die Aktion erlaubt.

Murck wies darauf hin, dass die Taiba-Moschee in der muslimischen Gemeinde als Dschihadisten-Treffpunkt ausgegrenzt worden sei. Andere Gruppierungen - auch der Rat der islamischen Gemeinschaften, die Schura - hätten jegliche Kooperation mit der Taiba-Moschee abgelehnt. Für Murck ist deshalb klar: "Wer da verkehrte, wusste genau, wo er war."

Die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft begrüßte das Verbot, die Linke bezweifelt grundsätzlich den Sinn von Verboten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

7 Kommentare

 / 
  • E
    Eugen

    @jay

    Äpfel Birnen

  • J
    Jay

    Mit Islamisten kann man es ja machen...

    Den katholiken hat man auch nicht die Kirchen dicht gemacht nachdem es endlich klar gemacht wurde das die kleine Kinder misshandeln.

    Man sollte die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen und nicht grobschlächtig "Gotteshäuser" schließen.

    Welcome to Ahlhaus Country!

  • EA
    Ein Anfang

    Wenn ich solche Artikel lese staune ich immer wieder über die Naivität die dieser Gesamten Totalitären Ideologie entgegen gebracht wird.

    Doch auf eines könnt Ihr euch alle verlassen. Die Nummer Wir haben von Nichts gewusst Die läuft Diesmal nicht.

    Seltsam ist nur, dass noch niemand die Gelegenheit wahrgenommen hat, von der Schließung der Moschee eine Parallele zu ziehen zu den brennenden Synagogen.

  • P
    Peter

    Man kann von Ahlhaus halten was man will, die Schließung dieser Moschee war überfällig!

     

    Wer es etwas genauer wissen will: "Hamburger Lektionen" als Google-Film gibt Auskunft.

  • H
    Hans

    "Wir denken, dass wir einen Prozess unterbunden haben"

    Wenn es dann knallt, dann hat der Prozess wohl doch stattgefunden oder wie soll der Leser dieses Schlupfloch verstehen? Ich finde es interessant, dass in Hamburg neun Jahre vergehen und sich diese Informanten und Geheimdienstler immer noch nicht sicher sind, was irgendwo von statten geht. Und es war doch Uhrlau, der immer lieber nicht verbat, weil die Leute dann sich nicht verstecken und sich ins Private zurückziehen. Es ist nämlich gut möglich, dass der privatisierte Zirkel viel gefährlich ist (wird)als das, was hier so hübsch und pressewirksam verboten wurde.

    Eine private Wohnung aufzumachen, hat nämlich auch extrem hohe Hürden und das könnte schon bald zum Ende von wichtigen Informationen führen. Aber unser Innensenator will ja Bürgermeister sein, da lässt er es wenigstens krachen. Nun ja, die Bilder stimmten: Der Staat greift durch. Aber wirksam sieht anders aus.

  • M
    Marti

    Wenn man ernsthaft gegen den Islamismus vorgehen wollte, müssten noch viele andere Moscheen geschlossen werden.

     

    Aber man glaubt ja immer noch mit Sprüchen wie "Islam ist Frieden", "DEN Islam gibt es nicht", "Islam ist das, was man daraus macht" und so weiter die Probleme wegdiskutieren zu können.

     

    Derweil gibt die allgemein feige Haltung gegenüber dem orthodoxen und fundamentalistischen Islam den islamischen Hardlinern Auftrieb, weil sie merken, dass ernsthafter Widerstand gegen ihre Umtrieben die absolute Ausnahme ist.

     

    Sie halten die europäischen Gesellschaften für völlig dekadent, weil diese nicht einmal etwas zur ihrer Selbsterhaltung tun.

     

    Eine Gesellschaft, die ohne dass groß darüber diskutiert würde, langsam ausstirbt und noch nicht einmal ernsthaft Zuwanderer assimilieren will, hat sich doch schon längst aufgegeben.

     

    Dass Muslime diese kränkelnde Gesellschaft gern durch eine lebenskräftige muslimische ersetzen wollen, wer könnte ihnen das verdenken?

  • KS
    kleiner Spinner

    "Christoph Ahlhaus versucht zu beschwichtigen. "Alarmismus" sei fehl am Platz, sagt Hamburgs CDU-Innensenator. "Konkrete Hinweise auf bevorstehende Anschläge gibt es nicht", beruhigt er am Montagmorgen im Sitzungssaal der Innenbehörde."

     

    Es ist wohl müßig zu fragen, wie viele Menschen dem Armismus verfallen sind und daher beschwichtigt werden müssen...

     

    Hier wäre Ahlhaus' eher durchsichtige Kommunikationsstrategie zu thematisieren gewesen - oder der Termin, so kurz vor Sommerloch und Anschlagsjubiläum.