Verbesserte Suche: Koffeinschub für Google
Der Suchmaschinenkonzern baut seine Technik um. Mit dem neuen Algorithmus "Caffeine" soll das Web künftig schneller und genauer erfasst werden.
Wer im US-Angebot von Google stöbert, kann bereits seit Mai diverse neue Optionen anklicken - beispielsweise solche, die einen Suchzeitraum vorgeben oder die Ergebnisse auf eine bestimmte Mediengattung wie Videos beschränken. Die subtilen, im Alltag durchaus praktischen Änderungen an der Benutzerschnittstelle werden Kunden aus dem Ausland, darunter auch den deutschen, bislang noch gar nicht angeboten. Trotzdem bastelt der Internet-Konzern gerade weiter fleißig an seiner Technik: In dieser Woche wurde ein neues Algorithmen-Innenleben der Google-Suche vorgestellt, die bald bessere Ergebnisse liefern soll.
Das Projekt trägt den Namen "Caffeine", zu Deutsch: Koffein - und es kann in einer Vorabversion bereits ausprobiert werden. Von außen unterscheidet sich das unter einer speziellen Adresse abrufbare Angebot nicht von der regulären Google-Suche. Was sich jedoch verändert hat, ist der Code, mit dem sich die Suchmaschine durchs Web bewegt, Informationen sammelt und schließlich die Ergebnisse ausspuckt. Er soll insgesamt schneller, genauer und vor allem noch etwas breiter aufgestellt sein als das, was Google aktuell liefern kann.
Die Suchtiefe wird in der Tat langsam zum Problem: Tag für Tag gehen Millionen neue Datensätze mit Inhalten online, die Google womöglich noch nicht kennt oder die sich in Web-Anwendungen verstecken. Publizierungsinstrumente wie Blogs oder Twitter arbeiten längst im Sekunden- bis Minutentakt. Zwar hat Google das Durchforsten wichtiger Seiten schon vor Jahren deutlich beschleunigt - früher konnte es Wochen dauern, bis der Suchroboter ("Crawler") vorbeisah -, doch ist die Technik, so sagen jedenfalls Experten, in der alten Form noch nicht reif für das so genannte Echtzeit-Web. Genau deshalb achtet Google beispielsweise auch scharf darauf, was der Kurznachrichtendienst Twitter in Sachen Suche anstellt - hier könnten sich die Nutzer ja künftig aktueller darüber informieren als bei Google, was andere Menschen auf der Welt gerade interessiert.
Caffeine beinhaltet auch den Umbau der Google-Suchinfrastruktur. Wie weitgehend der ist, darüber machte Google bislang keine Angaben. Beobachter glauben aber, dass auch Teile der berühmten Google-Formel "Pagerank", mit der die Bewertung einzelner Seiten festgelegt wird, eine Überholung erfuhr. Das Resultat sind insgesamt frischere Suchergebnisse, die sich auch an aktuellen Entwicklungen orientieren und diesen höheres Gewicht beimessen.
Sucht man bei der normalen deutschen Google-Suche beispielsweise nach "taz", bekommt man die taz-Homepage zwar ganz vorne und kann sich über Abo-Hinweise, Wikipedia-Einträge und eine Meldung über die taz auf E-Book-Readern unter den ersten fünf Treffern freuen. Caffeine zieht wiederum gleich die aktuell im Netz heiß diskutierte Nachricht in die Top 5, dass die taz die Berliner Leichtathletetik-WM boykottiert. (Zur Ehrenrettung der "alten" Google-Suche ist zu sagen, dass letzere dort ebenfalls noch auf der ersten Seite auftaucht.)
Ein bisschen flotter ist Caffeine auch - statt 0,15 Sekunden Wartezeit zu generieren, antwortet die neue Suche bereits nach durchschnittlich 0,09 Sekunden. In der Praxis hat das aber eine weniger große Bedeutung, wichtiger ist, dass auch Googles Crawler öfter auf Websites vorbeischaut und damit seinen Datenbestand aktualisiert.
Der Suchriese verbessert seine Suchtechnik ständig. Trotzdem soll Caffeine die größte interne Veränderung seit gut drei Jahren darstellen. Signifikante Ausfälle gab es im taz.de-Test nicht, auch die Ergebnislisten waren insgesamt gefühlsmäßig stets einen Tick besser. Da Caffeine noch nicht fertig ist, dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten aber noch einiges tun.
Während der Testphase bittet Google Website-Betreiber und Suchnutzer, ihre Erfahrungen mit Caffeine zu schildern. Dazu befindet sich in der Ergebnisliste eine Feedback-Funktion. Mit einem kleinen Trick kann man den Web-Koffeinschub übrigens auch auf Deutsch haben - dazu muss man einer bereits getätigten Suche einfach die Codes "&hl=de&gl=de" in der Internet-Adresse anhängen, anschließend sind alle Suchanfragen nicht mehr nur auf US-Englisch eingestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!