Veranstaltungsreihe in Berlin: Hohe Mieten sind kein Naturgesetz
Mehrere Veranstaltungen erinnern an vergessene Utopien des Wohnens. An diesem Freitag geht es etwa um sozialen Wohnungsbau in Schweden.
„Wir wollen dort konkrete Beispiele zeigen, wo die Durchsetzung von bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen eine gesellschaftliche Aufgabe war“, erklärt der Soziologe Matthias Coers gegenüber der taz. Er hat gemeinsam mit dem Stadtforscher Andrej Holm und Joachim Oellerich, dem Redakteur der BMG-Publikation Mieterecho, die Veranstaltungsreihe konzipiert.
Am 26. Mai wird das Konzept des sozialen Wohnungsbaus in den 1970er Jahren in Schweden vorgestellt. Am 9. Juni geht es um selbstverwaltetes Bauen in den 1970er Jahren in Jugoslawien und am 26. Juni wird der öffentlich finanzierte Wohnungsbau in Amsterdam in den 1920er und 1970er Jahren kritisch unter die Lupe genommen.
Zu jeder dieser Praxisbeispiele einer konkreten Utopie im Wohnungsbau sind Forscher*innen und Aktivist*innen aus den jeweiligen Ländern eingeladen. Alle Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr in den Räumen der BMG in der Sonnenallee 101 statt und werden auf Deutsch und Englisch gehalten. Mit zeitlicher Verzögerung werden sie online auf der Homepage „Wohnen in der Krise“ zu finden sein.
Wichtig ist Coers, dass nach allen Veranstaltungen immer auch Bezug auf die Wohnungssituation in Berlin genommen wird. „Wir wollen mit den Beispielen einer konkreten Utopie daran erinnern, dass es kein Naturgesetz ist, dass Menschen immer mehr Geld für die Miete ausgeben müssen. Bezahlbarer Wohnraum wäre auch in Berlin möglich, wenn die privaten Investoren an den Rand gedrängt werden“, ist Coers überzeugt.
Konzepte dazu liegen vor. Mit der Veranstaltungsreihe soll auch die Initiative Neuer Kommunaler Wohnungsbau bekannt gemacht werden. In ihrem Grundsatzpapier wird vor allem öffentlicher Wohnungsbau statt private Förderung propagiert. Damit könnten die Berliner Mietrebell*innen wieder eine längerfristige Perspektive bekommen, hoffen die Organisator*innen der Veranstaltungsreihe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen