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VattenfallMärkisches Viertel soll mit Braunkohle heizen

Der Energieriese Vattenfall will das Fernheizwerk in der Großsiedlung von Erdgas auf Braunkohle umstellen und damit die 16.000 Haushalte versorgen. Grüne kritisieren "Rückschritt ins Kohlezeitalter" und fordern erneuerbare Energien.

Die Bewohner des Märkischen Viertels könnten in naher Zukunft dunklere Wolken aus den Schloten ihres benachbarten Fernheizwerks aufsteigen sehen. Der Energiekonzern Vattenfall, der mittels einer Tochtergesellschaft die rund 16.000 Wohnungen der Großsiedlung im Norden Berlins mit Wärme versorgt, beabsichtigt, die dortigen Haushalte künftig mit Braunkohle anstelle von Erdgas zu beheizen. Als erster Schritt ist vorgesehen, das Heizwerk Märkisches Viertel von Gas auf Braunkohlestaub umzurüsten. Als nächster könnte die Braunkohle auch wieder in anderen Berliner Fernheizwerken Einzug halten.

VATTENFALL SCHEITERT MIT KLAGE

Vattenfall ist mit einer Klage gegen eine Energierebellin in Berlin gescheitert. Die Rentnerin hatte dem Stromversorger über drei Jahre rückwirkend die Stromrechnungen und Abschläge um 30 Prozent gekürzt. Das Unternehmen klagte auf Zahlung, nahm die Klage jetzt aber zurück, nachdem das Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg (AZ: 7 C 285/06) den Standpunkt vertrat, Vattenfall müsse gemäß Paragraf 315 BGB die Angemessenheit seiner Preise nachweisen. Die Monopolstellung Vattenfalls auf dem Energiemarkt sei - trotz Alternativen - so beherrschend, dass keine "Vertragsparität" zwischen Kunde und Konzern bestehe.

Die Vattenfall Europe AG hatte jüngst unter heftigen Protesten von Naturschützern den Abbau der - klimaschädlichsten Energiequelle - Braunkohle bis über das Jahr 2050 hinaus in der Lausitz angekündigt.

Hella Dunger-Löper (SPD), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, hatte von den Plänen des Energieriesen berichtet. Wann Vattenfall seine Pläne in die Tat umsetzen werde, konnte sie aber nicht sagen.

Die 16.000 Wohnungen des Märkischen Viertels im Bezirk Reinickendorf werden auf Basis eines langfristigen Vertrages zwischen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau und der Vattenfall-Tochter mit Energie versorgt. Wegen des Sanierungsbedarfs der größten Westberliner Trabantenstadt aus den 1960er-Jahren ist der Energieverbrauch dort enorm, die Bewohner bezahlen hohe Kosten für die Wärme.

Nach Ansicht von Andreas Otto, dem baupolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, müssten das Land und die Gesobau "die irrsinnigen Pläne von Vattenfall stoppen". Wer Energie sparen und das Klima schützen wolle, dürfe nicht in das "Kohlezeitalter zurückfallen". Bei einer energetischen Modernisierung der Heizanlagen und Gebäude im Märkischen Viertel sei es heute unumgänglich, dass der neueste Stand der Technik berücksichtigt werden müsse, sagte Otto zur taz. Anstelle von Braunkohle sollten erneuerbare Energien und ansonsten das jetzige Erdgas genutzt werden. Otto begründet: "Denn Braunkohle verursacht doppelt so viel Kohlendioxid wie Erdgas."

Zugleich riet der Grünen-Politiker der Wohnungsbaugesellschaft und dem Land, sich den Vertrag mit Vattenfall genau anzuschauen und nach Ausstiegsmöglichkeiten zu suchen. Denn wenn Vattenfall zu "Innovationen nicht fähig sein sollte, muss die Gesobau einen anderen Partner unter Vertrag nehmen". Es gebe in Berlin ausreichend Energielieferanten, die modernere Lösungen anbieten.

Schließlich mahnte Otto den Vattenfall-Konzern, Berlin als Feuerstelle für seine Braunkohleerträge aus der Lausitz zu benutzen.

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