Väter und Elterngeld: "Selten mehr als zwei Monate"
Immer mehr Väter nehmen Elternzeit und sehen in der Auszeit kein Karrierehemmnis. Die Tübinger professorin Kerswtin Pull über die Vätermonate.
taz: Frau Pull, das Bundesfamilienministerium spricht im Zusammenhang mit dem Elterngeld gern von einer "Väterrevolution". Sie haben untersucht, inwieweit Männer dank des Elterngelds bereit sind, Vätermonate zu nehmen. Ist das Elterngeld ein Erfolgsmodell?
Kerstin Pull: Ja, das ist es. Es gehen deutlich mehr Väter als früher in Elternzeit. Das zeigen ja auch offizielle Statistiken. Auch wenn sich unsere Zahlen nicht so ohne Weiteres hochrechnen lassen, weil Väter in Elternzeit in unserer Befragung deutlich überrepräsentiert sind.
Sie machen in Ihrer Studie trotzdem Einschränkungen. Welche?
43, ist Professorin an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Es gehen zwar mehr Väter in Elternzeit, aber die Dauer der väterlichen Erziehungszeit ist zurückgegangen. Mehr als zwei Monate sind für die meisten Väter nicht drin.
War das Vorgängermodell Erziehungsgeld besser?
Nein, so einfach lässt sich das nicht sagen. Das Elterngeld hat zumindest einen hohen symbolischen Wert. Unsere Studie zeigt auch, dass Väter, die eine Auszeit wegen ihres Kinds nehmen, diese jetzt viel weniger als Karrierehindernis betrachten. Dass man Karrierehemmnisse befürchtet, war und ist ein Grund dafür, dass Väter nicht in Elternzeit gehen.
Was hat sich seit der Reform noch getan?
Einkommensdifferenzen spielten früher eine entscheidende Rolle: Je mehr Geld der Vater im Vergleich zur Mutter verdiente, desto seltener ging er in Elternzeit. Das scheint nach der Reform kein Argument mehr zu sein.
Was müsste für eine echte "Väterrevolution" tatsächlich passieren?
Die Elterngeldreform hat in den Köpfen der Menschen offenbar schon einiges bewegt. Insofern habe ich die Hoffnung, dass sich da noch mehr tun wird, als wir jetzt in den nackten Daten sehen können.
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