VORMERKEN : Kannte als Komponist den Jazz, Dada und „Das Kommunistische Manifest“: Erwin Schulholff
Zwischen Schubert und Schumann klafft eine Lücke im klassischen Konzertbetrieb, und das liegt gar nicht daran, dass von dem Komponisten, der an dieser Stelle im Alphabet eigentlich aufgeführt werden müsste, nichts überliefert wäre. Als einer der Ersten in Europa hat er in seinen Werken den Jazz aufgegriffen, er setzte sich für die Musik von Arnold Schönberg ein, beschäftigte sich mit Dada, konnte auch neoklassizistisch und schrieb außerdem die Kantate „Das Kommunistische Manifest“ nach Marx und Engels … Erwin Schulhoff, der 1894 in Prag geborene Komponist und Pianist. Und gestorben ist er – unterernährt, erschöpft und krank – 1942 im bayrischen Weißenburg, wohin er verschleppt wurde. Wobei die Nazis ihn bereits vorher schon symbolisch umgebracht haben. Sein Werk galt als „entartet“, die Aufführung der Musik Schulhoffs, der zeitweise auch in Berlin lebte, wurde in Deutschland verboten. Heute ist sie in Vergessenheit geraten. Und wird jetzt daraus herausgeholt, um die Lücke zwischen Schubert und Schumann wieder zu schließen, mit einem dreitägigen Durchlauf durch Schulhoffs Werk, heute im Kammermusiksaal der Philharmonie (20 Uhr, 19 €) mit „Das Kommunistische Manifest“ (eine Berliner Erstaufführung) im Zentrum. Am Samstag wird im Institut Français (20 Uhr, 15 €) der jazzige Schulhoff präsentiert (unter anderem von Paul Brody’s Sadawi), und am Sonntag im Jüdischen Museum (16 Uhr, 10 €) in einem moderierten Konzert das kammermusikalische Werk. TM
■ Info: www.klassikwerkstatt.de