VORMERKEN : Eine Schöpfungsgeschichte, ein Leiden am Menschen. Ein klassisches Schauermärchen
Literaturgeschichtlich ist Ingolstadt, das bayerische Städtchen an der Donau, natürlich eine echte Macht, mit Marieluise Fleißer beispielsweise, die diesen Ortsnamen in ihrer Arbeit prominent gleich zweimal verewigt hat, in den Schauspielen „Fegefeuer in Ingolstadt“ und „Pioniere in Ingolstadt“. Aber wirklich hinaus in die ganze Welt getragen hat ihn Mary Shelley mit einem Schauermärchen, von dem tatsächlich alle schon einmal gehört haben. In dem geht es um einen gewissen Viktor Frankenstein, der eben ausgerechnet in Ingolstadt diese Kreatur erschafft, deren Bild wiederum seit der Verfilmung des Romans von dem lädierten Quadratschädel von Boris Karloff geprägt ist. Frankensteins Kreatur: Ein jammervolles Bündel an Mensch, das doch erst ein richtiger Mensch werden wollte und – schnöde vernachlässigt von seinem Schöpfer und allweil zurückgewiesen von den anderen Menschen – erst zu dem Monster voller Hass wurde … was einem aber Ben Haggarty bestimmt noch viel besser erzählen kann, der bekannte britische Storyteller und Honorarprofessor der UdK, der am Donnerstag in der Schaubude seine Interpretation von „Frankenstein“ präsentiert Und das nicht multimedial, sondern ganz erzählklassisch allein mit Stimme und Gesten, was in Haggartys Performance doch für eine Welt von Fieberträumen beim Publikum reichen sollte. Englisch muss man dafür allerdings verstehen, weil in dieser Sprache erzählt wird. TM
■ Schaubude, Greifswalder Str. 81 Donnerstag, 20 Uhr. 9,50/6 €