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Archiv-Artikel

VOGELKUNDE Spatzen fliegen auf unordentliches Berlin

Die vielen Nischen Berlins sind eine Attraktion – nicht nur für Kreative und junge Menschen aus aller Welt, sondern auch für den Haussperling. „Hier ist es angenehm unordentlich, es gibt keine blank geleckten Gehwege oder beschnittenen Vorgartenhecken. Das mag der Spatz“, sagt Jörg Böhner, Vogelkundler an der Freien Universität: „Berlin ist seit Langem die Spatzenhauptstadt.“

Bundesweit gibt es rund ein Fünftel weniger Spatzen als noch vor 30 Jahren, beklagt der Naturschutzbund Nabu. „Nur Berlin ist ein Sonderfall“, sagt Böhner. Etwa 120.000 Brutpaare wurden zuletzt in der Stadt gezählt. „Der Bestand ist seit Jahrzehnten stabil. Die Spatzen haben die Wende unbeschadet überstanden“, sagt Böhner. Der Hauptgrund: Viel und auch wildes Grün sowie viele unsanierte Altbauten, der Nistplätze bieten. „Aber auch Plattenbauten, bei denen etwa Gummidichtungen zwischen den Platten fehlen, sind als Nistplätze beliebt.“ In vielen Großstädten macht Futtermangel den Spatzen zu schaffen. „Es gibt einfach weniger Insekten, die für die Brutaufzucht gebraucht werden“, sagt Nabu-Vogelexperte Markus Nipkow.

Berlin bietet den putzigen Vögelchen Ersatz – zumindest in Vierteln mit vielen Straßencafés. Auf deren Terrassen ist kein Frühstücks- oder Kuchenteller mehr sicher vor den hungrigen Miniflugratten. (dpa, taz)