VIDEO-ÜBERWACHUNG : Die Kunden sind am Zug
Sicher: Als Kunde kann ich es mir aussuchen – trinke ich meinen Kaffee unter Beobachtung oder lieber nicht? Die Mitarbeiter der „Campus Suite“ dagegen haben kaum die Wahl, wo sie ihre Brötchen verdienen. Sie gilt es zu schützen und hier hat die Kritik der Kieler Datenschützer besonderes Gewicht.
KOMMENTAR VON MARCO CARINI
Dass die Bediensteten der Kaffee-Kette bei der Arbeit und selbst beim Umkleiden dauerhaft überwacht werden, nennt das Datenschutz-Zentrum aus gutem Grund „absolut unzulässig“. Dass die Geschäftsführung diese Kritik in den Wind schlägt, das ist ein Skandal.
Ein Skandal, der dem zunehmenden Sicherheitswahn geschuldet ist, aber auch einer löchrigen Gesetzeslage. Während hier die Unklarheiten endlich beseitigt werden müssen, hilft gegen das zunehmende „Video is watching you“ im öffentlichen und kommerziellen Raum nur eines: verändertes Kundenverhalten, und sei es bis hin zum Boykott.
Denn so lange die Aufsteller von Kameras behaupten können, dass ihre Kunden die Objektive schätzen (oder sie sich zumindest nicht daran stören), wird der Überwachungsboom anhalten. Umdenken werden die Ladenbetreiber erst, wenn die Kundschaft sich als kamerascheu outet und fernbleibt. Mit Gesetzeslücken können die Kieler Kaffee-Brauer offenbar gut leben – mit ausbleibenden Einnahmen nicht.