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Archiv-Artikel

Usbekistans Räuberbaronin

Nach der Scheidung legte die Harvardabsolventin und zweifache Mutter 2001 los

Der Stern von Gulnara Karimowa sinkt. Die Tochter des usbekischen Präsidenten verliert immer mehr an Einfluss und Macht. Für „die Poetin, Mezzosopranistin, Designerin und exotische Schönheit“, so die Eigenbeschreibung der 41-jährigen Usbekin, wird es in dem zentralasiatischen Staat eng.

Ihr Cousin und enger Vertrauter wurde Anfang Oktober verhaftet. Ihre TV- und Radiostationen wurden in Taschkent abgestellt – gerade als Ende Oktober ihre alljährliche Modewoche www.style.uz in der usbekischen Hauptstadt zelebriert wurde. Nun sollen die usbekische Staatsanwaltschaft und Steuerbehörde die Stiftung der Präsidententochter überprüfen. Zudem hatte sich ihre Schwester Lola öffentlich in einem BBC-Interview von Gulnara losgesagt.

Dabei wollte Gulnara Karimowa hoch hinaus. „Papa, wenn du magst, lass mich dein Sohn sein“, trällerte sie im Dezember 2012 auf einem von ihr finanzierten Konzert in Taschkent ins Mikrofon. Damit war ein Machtanspruch formuliert. Gulnaras Vater, der 75-jährige Präsident Islam Karimow, regiert das zentralasiatische Land mit harter Hand. Die Nachfolgeregelung ist ungeklärt und lange schien es, als ob vor allem Gulnara, die ältere der beiden Töchter, in der Gunst des Diktators stünde.

Nach der Scheidung startete die Harvardabsolventin und Mutter zweier Kinder 2001 durch. Sie bediente sich dabei so großzügig aus der Staatskasse, dass sie in einer auf Wikeleaks veröffentlichten US-Botschaftsdepesche als „Räuberbaronin“ bezeichnet wird.

Als usbekische Botschafterin in Spanien und in der UNO in Genf tingelte sie von Charityevent zu Modenshow, ließ sich von dem Popstar Elton John umarmen. Derweil okkupierte ihre Stiftung das gesamte Kulturleben in Usbekistan. Nach einem Schwarzgeldskandal im letzten Sommer in der Schweiz, Schweden und Frankreich mied Gulnara Karimowa Europa und musste den Genfer Botschafterposten räumen.

Nun sieht es jedoch so aus, als ob Islam Karimow seine exzentrische Tochter in die Schranken weist – noch bevor diese ihn um seinen Verstand sowie sein Hab und Gut bringen kann. Die versichert ihren Vater jedoch unlängst ihrer Treue. „Genosse Stalin war und wird sein. Er ist mein Vater und wird es bleiben bis ich abkratze“, zitierte sie als Reaktion auf den Liebesentzug über Twitter eine Szene aus einem Stalinfilm. MARCUS BENSMANN