Usbekistan blockiert Medien im Netz: Russland Opfer von Zensur
Das usbekische Internet kennt keine russische Medien mehr. Man will in Ruhe seine eigenen Websites feiern.
Das usbekische Netz ist sauber. Seit Anfang August blockiert der einzige Internetanbieter des zentralasiatischen Landes "Uzpak" flächendeckend zum Großteil das virtuellen Angebote der in Russland beheimateten Medien.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor 20 Jahren ist Russisch in Zentralasien und auch in Usbekistan die wichtigste Zweitsprache und russische Medien sind dort nach wie vor die Hauptinformationsquelle.
Doch wer derzeit in Usbekistan die Adressen der russischen TV Sender "Erster Kanal", "Russia" oder "NTV" angibt oder die der Zeitungen von Kommersant bis Iswestija probiert, erhält eine Fehlermeldung.
Usbekistan lässt keinerlei Ansätze einer unabhängigen Meinungsäußerung zu. Ein Dutzend Journalisten sitzen im Gefängnis, viele mussten das Land verlassen, und die wenigen, die trotz Verbot mit ausländischen Medien zusammenarbeiten, riskieren die Strafverfolgung. Reporter ohne Grenzen taxiert das zentralasiatische Land seit Jahren auf den untersten Rängen ihrer Liste über die Pressefreiheit zusammen mit Burma oder Turkmenistan.
Bisher blockierte der zentralasiatische Staat vor allem die Seiten von Exilmedien oder der Radiosender, die Zentralasien als Sendeschwerpunkt haben und in den jeweiligen Sprachen übertragen, wie BBC, Radio Free Europe und die Deutsche Welle. Diese Seiten sind schon lange nur über Proxyserver zu erreichen.
Der Schlag gegen die russischen Mainstreammedien fällt zusammen mit einem Internetfestival für usbekische Domains in der Hauptstadt Taschkent am 10. August, das unter anderem auch von der Stiftung der usbekischen Präsidententochter Gulnara Karimowa finanziert wurde.
Such- und Informationsseiten aus Usbekistan sollen dort prämiert werden. Im September feiert Usbekistan die 20-jährige Unabhängigkeit und Informationen aus Russland sollen das Fest nicht stören.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs