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Archiv-Artikel

Urdrüs wahre Kolumne Ein Guiness für Henning

Das Zivilcourage-Mobil „Lack mich“ mit dem evangelikalen Kirchentagsmotto „miteinander füreinander“ als Gemeinschaftsveranstaltung von BSAG und einer Unternehmung mit dem unglaublich peinlichen Namen „fairplayers“ aus dem Papierkorb einer mittelschlechten PR-Agentur hat in Jens Eckhoff einen Chauffeur gefunden, der die ganze Chose in hervorragender Weise denunziert. Lack mich! Wenn die Herrschaften zuvor was Süßes gegessen haben, wird sich schon der eine oder andere finden, der seine Rinderzunge auch dort versenken wird!

Infoladen muss sterben? Infoladen kaputt? Ginge nicht mit dieser Institution ein Stück jener sozialen Skulptur verloren, die neben dem Spuckstein, den Stadtmusikanten und den Blaumeiers unverzichtbarer Bestandteil bremischer Identität ist? Möge doch das Museum Weserburg die Räumlichkeiten als Außenstelle übernehmen und mit seinen angestammten menschlichen, ideologischen und dinglichen Bestandteilen als zeitgeschichtliches Exponat erhalten. Denn der nächste Krieg, die nächste Katastrophe und das nächste Haupt- und Staatsverbrechen kommen bestimmt!

Wer den heutigen Deka Dance im hiesigen Hilton-Hotel als Bühne der ewig jungen Pappnasen dieses Kirchspiels mit einer kräftigen Portion Buttersäure aufmischen und die morbiden Kleindarsteller der Partydeppen-Szene dadurch ins Nachdenken versetzen möchte, sollte sich dieser Absicht unbedingt enthalten: man kann doch diesen gesellschaftlichen Hohlraum nicht überfordern und am Ende sind es doch wieder nur die wackeren Putzfrauen und Saubermänner, die den Ärger damit haben. Schaut euch lieber auf dem Parkplatz um, wo die professionellen Söhne und Töchter ihre Kinderwagen mit dem Aufkleber „Eure Armut kotzt mich an“ vor sich hin strunzen lassen!

Huchgottegott, Henning Scherf als kombüseschrubbender Packeis-Abenteurer auf der „Wappen von Bremen“ jetzt im Guiness Buch der Rekorde! Und das noch neben all den anderen Idioten, die rückwärts auf dem Dreirad fahrend die Marathonstrecke überwunden haben oder bei der längsten Kegelparty der Welt die Kugeln 300 Stunden ohne Pause rollen ließen und dabei noch 58 Euro 70 zugunsten von kindlichen Landminenopfern oder aussterbender Fledermausarten sammelten: Wer sich auf solche Weise erhöht, der wird mit oder ohne Kanzlerbrief erniedrigt werden!

Der Castor kommt, wieder mal, und auch ohne in der nächsten Schlacht immer schon die nächste Niederlage zu sehen, wird man davon ausgehen müssen, dass er sein Ziel wieder mal schneller erreicht, als uns Freunden des Siegs im Volkskrieg recht sein kann. Dennoch möchte ich davor warnen, dem Beispiel jenes jugendlichen Heißsporns im frühen Rentenalter zu folgen, der dieser Tage bei einer lebhaften Diskussion an einem Infostand in Hannover erklärte: „Wenn die das mit der Polizei und dem Grenzschutz wieder so durchziehen, schreibe ich persönlich einen Brief an den Heiligen Vater“. Wir wollen doch nicht auf dem Rücken der guten alten Sonne mit Faust die Inquisition wieder hoffähig machen!

Im hinteren Teil der Straßenbahnlinie 3 wird unweit des Theaters am Goetheplatz ein schneller Drogendeal abgewickelt zwischen einem blassen Deutschling und einem farbigen Kleindealer, der angesichts meines leicht ergrimmten Gesichtsausdrucks etwas nervös wird, woraufhin ihn der Kunde beruhigt: „Is doch egal, meinste der kann den Bullen erzählen wie ein Neger aussieht?“ Im erheblichen Dissens zum Taumel dieses Erdenballs grüßt dennoch freundlichst

Ulrich „Weltverbesserer“ Reineking