■ Urdrüs wahre Kolumne: „Klacks!“ macht die Kunst
Nun ist er also bei den Mullahs im Knast, der Arsalan Ahedi-Bonab, der in Bremen Zuflucht suchte und stattdessen den Friederich van Nispen vorfand. Der hat ihn dann seinen Verfolgern per Luftfracht frei Haus geliefert und wir gehen zu seinen Gunsten mal davon aus, daß er das im halbwegs guten Irrglauben tat, daß keine Gefährdung vorlag. Wo man sich aber doch immer so gern mit preußischen Tugenden ziert, sollte man nunmehr auch vor Konsequenzen für offenkundiges Versagen nicht zurückschrecken. Kurz ins Nebenzimmer und dann Schluß mit lustig. Denn diese Sache ist in der Tat todernst.
Der Wahrsager Rei Souli gastiert wiefer mal in Bremen samt Mobiltelefon im Koffer und bietet seine Dienste via Heimatzeitung mit dem Hinweis an, „streng nach der indischen Lehre zu leben.“ Und seine Hauptaufgabe sieht der optisch wie ein Bodo-Kirchhoff-Verschnitt daherkommende heilige Mann darin, „den Bürgern hierzulande Hilfe geben in Beruf, Liebe und Gesundheit“. Pro Sitzung wird ein Honorar von 25O Mark fällig und spätestens da hätte meine gute plattdeutsche Oma die Arme anklagend aus der Kittelschürze gehoben und gesagt: „Hei lücht!“
A bisserl beschissen sieht der Bremer Malersmann Jimmy D. Päsler die hiesige Kunstszene und insbesondere sich selbst durch die publizitätsträchtige Versteigerung seiner Wandbildversion von Hoppers „Nighthawks“. Der Leinwand-Artist will zur Auktion mit dem Kulturressort ein Mindestgebot von 10.000 Mark vereinbart haben“zugunsten von Blaumeier, dazu steh ich“. Und dann lobte der Erbschleich-Showmaster Jörg Wontorra seine illustrative Großtat für ganze dreitausend Mark aus; letztendlich wurden dann ganze 7.7OO Mark erlöst – im Verhältnis zu den Kosten des glamourösen Rahmens der Veranstaltung „ein Klacks!“ Der Kenner bremischer Verhältnisse aber sieht sich herausgefordert durch die Tatsache, daß es mit diesem Schnäppchen einmal mehr dem trügerischen Wurstonkel Karl Könecke gelang, sich und seinen Schweinkram-Laden positiv ins Gerede zu bringen:Das sollte man dem Kerl nun wirklich etwas teurer machen. Oder reicht am Ende der Präsentkorb mit Salami für die zuständigen Stellen..?
Gestern habe ich den Prototyp des kleinen Arschlochs gesehen. In einem weißen Mitsubishi Colt(!) mit Baseballkappe, laufendem Motor und heruntergekurbelten Scheiben haltend vor einer Waller Frittenbude und mit riesigen Boxen die Straße beschallend mit dem Epochalsound der Scorpions. Der Gipfel aber ein T-Shirt mit der Hackfresse des rasenden Kerpeners und dem Spruch „Schumi for ever:Gerechtigkeit hat gesiegt!“ Senioren, Kinder, Radfahrer – wo immer ihr diesem mutmaßlichen ADAC-Mitglied im weißen Mitsubishi begegnet: Hier lacht euch der Tod ins Gesicht! Flüchtet, rennet, fliehet. Besser isses.
Grüß Gott, Herr Pfarrer, Grüß Gott, Herr Strack! Seit Monaten posiert dieser durch Dicksein zum Erfolg gelangte Neo-Magersüchtige in Annoncen für eine Wassersuppen-Diät mit dem Schnack „Abnehmen durch Genuß“. Jetzt wurde ihm dieser Betrug durch das Kammergericht in der alten Reichshauptstadt untersagt mit der Begründung, daß eine solche Kost „kaum geeignet sei, Gaumenfreuden auszulösen“. Uns gibt das „ein Stück weit“ den Glauben an Justitia zurück. Es gibt noch Richter in Berlin...
Daß Klöckner-Betriebsrat Peter Sörgel jetzt als Quereinsteiger für die SPD-Bürgerschaftwahlliste antritt, hat nichts mit Opportunismus und schon gar nicht mit Verzicht auf das sozialistische Ziel zu tun. Es verrät lediglich Geschichtsbewusstsein: Wie sonst soll er denn Klaus Wedemeier wirkungsvoll beschämen, wenn in ein paar Jährchen die Hütte doch abgewickelt wird. Wie einst bei der AG Weser der Kollege Ziegenfuß dem damaligen Bürgermeister Koschnick das SPD-Parteibuch vor die bewegt-zitternden Füße warf, so wird er es dann bei Wedemeier tun und wir alle werden sicher sein, einer historischen Stunde beizuwohnen. Sowas muß doch rechtzeitig vorbereitet werden...
Ulrich Reineking-Drügemöller
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