■ Urdrüs wahre Kolumne: Weibsbilder mittendrin
Daß manche Weibsbilder genau-so fiesemiese sein können wie die übelsten Kerle, das belegt die hier am Vorabend des Internationalen Frauentages zu erzählende Episode aus der Bahn vom letzten Wochenende: Im Personenzug gen Hannover fragt mich ein Stadtstreicher, ob er mit mir auf meinem Wochenendticket mitfahren könne, und nachdem der Schaffner uns kontrolliert hat, zupft ihn eine flott gewandete AMICA-Leserin um 30 aus demselben Abteil am Arm und denunziert: „Der Herr da hat den Penner mitgenommen, obwohl die sich überhaupt nicht kannten. Das ist doch Betrug, Schwarzfahrerei!“
Noch bevor ich die hinterhältige Dumpfkuh im Leinenkostüm mit ausgewählt schlimmen Worten bedenken kann, klärt der Bahnbedienstete den Fall mit den souveränen Worten: „Wissense, junge Frau, wennse wüßten, für was ich Sie halte, würdense mir glatt aus dem Zug springen. Pöbelnse meine Fahrgäste nicht an!“Hier geben wir mal 20 Haltungspunkte!
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Während auf dem Genfer Autosalon halbnackerte Pamela-Anderson-Klone zur Aufstachelung der Gier nach Blech und Chrom so hingebungsvoll auf Kühlerhauben drapiert werden wie Plockwürste bei Schlachter Ossenkopp im Schaufenster, geht auch Seine Scheinheiligkeit Karel Woytila auf den Public-Relations-Strich. Läßt sich in Rom einen neuen Mercedes 500 der S-Klasse in Spezialversion schenken und gibt sich sehr erfreut, so einen frischgebackenen Daimler zu besitzen. Und sollte doch wissen, daß der einfache Katholik schon seinen Bruder Abel erschlagen oder sein Weib Magdalena in die Betten der reichen Jünglinge legen muß, um sich so ein Geschoß leisten zu können – zum Zeittotschlagen oder zum Abtreiben von Gotteskindern nach der Geburt. Der aber, als dessen Stellvertreter er sich ausgibt, der zog in Jerusalem ein auf dem Füllen einer Eselin, und das war damals vermutlich sowas wie ein Fiat Polski. Mäßigense sich, Herr Papst! Und mit Sozialneid hat das nix zu tun, allenfalls mit Verachtung. Amen.
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In der letzten Woche versuchte der Franz von Assisi in mir, einen im O-Weg entführten Dackel wieder mit seinem Frau- oder Herrchen zusammenzubringen, und inzwischen kann festgestellt werden: Mucki und sein zweibeiniger Kumpel Götz sind wieder glücklich beim Bierchen im Sankt-Pauli-Eck vereint. Das etwas marode Tier wurde aus der Geiselhaft eines polizeibekannten einarmigen Klapskopps befreit, was belegt, daß auch Behinderte ziemlich böse böse sein können, selbst dann, wenn sie nicht in der Nachfolge des Kanzlers der Deutschen stehen. Herr und Hund sind eingeladen, heute um 20 Uhr in der GaDeWe an meinem literarisch-gewalttätigen Benimm-Kurs für Entführer und Entführte teilzunehmen. Vom ansonsten totalen Hundeverbot würde dafür eine Ausnahme gemacht. Vor lauter Rührung!
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Staatsrat Frank Haller ist nunmehr seit Jahren fädenziehender Mittelpunkt einer Gesellschaft, in der das Naserümpfen über alles irgendwie „Sozi-mäßige“als höchste Erhebung gilt. Und daß dieser hinterhältige Kalfaktor lendenlahmer Pfeffersäcke in hiesigen SPD-Kreisen immer noch geduldet und hofiert wird, kann seinen Grund nach meinem schlicht gestrickten Weltbild nur darin haben, daß er irgendwo bei irgendeinem Anwalt diskrete Umschläge mit noch diskreteren Fotos und Tonbandcassetten von höchst delikaten Aus- und Abschweifungen hinterlegt hat. Nach seinem Tod werden wir mehr wissen als jetzt im Vulkan-Untersuchungsausschuß, weshalb ihm auch alle so eine gute Gesundheit wünschen. Alle? Nicht alle!
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Zum Frauentag 97 den Buchhändlerinnen, Kurzwarenverkäuferinnen, Kaltmamsells, Fahrradbotinnen, taz-Trägerinnen, Müttern und Wöchnerinnen, Huren und Madonnen dieser Stadt alles, alles Gute. Für euch soll's rote Rosen regnen...
wünscht ganz im Ernst
Ulrich „Schwester“Reineking
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