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■ Urdrüs wahre KolumneWenigstens das noch!

Wer sich wie Radio-Bremen-Intendant Karl-Heinz Klostermeier der gemeinsamen Feindschaft der parlamentarischen Staatssekretärin Bernardine Neumann, des universellen Speckjägers Heinz „Heinzi“Möller und anderer Kichererbsen gewiß sein darf, der kann kein schlechter Mensch sein. Was ich dennoch nicht verstehe: Warum ein solch liebenswerter Typ mit solchen und anderen Zeiterscheinungen immer noch im konzilianten Stehpartyton verkehrt, statt ihnen den Blanken zu zeigen. Die Rente sollte doch sicher sein, und so ganz schön klingt das Totenglöcklein des Senders doch buten & binnen nur denen im Ohr, die schon seit ewig und drei Tagen wissen, daß hinter den Kulissen von Radio Bremen Karl-Eduard von Schnitzler die Fäden zieht.

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In der Lokalausgabe von Deutschlands größter Tageszeitung wurden am Dienstag „Bremens kleine Schumis“abgefeiert und über das neue mobile Verkehrstraining an den Grundschulen ausgeführt: „Mit Autofahren kann man nicht früh genug beginnen.“Von dieser saugefährlichen Dummheit zu lesen und zum unbefristeten Schulstreik aufzufordern, sollte für verantwortungsvolle Elternräte eins sein: „We don't need no education“– und so benzinstinkenden Quark schon gar nicht!

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Viel Hoffnung darf man in die Jugend setzen, sieht man mal von 18jährigen Kippenberg-Schnösels bei den Grünen ab, die ihr Lebensziel schon in diesem Alter auf die dürftige Utopie eines Jobs als Bundestagsabgeordneter mit besonderem Einsatz für regenerierbare Technologie reduzieren. Viel Hoffnung also in eine Jugend, deren elfjähriger Zahnspangenvertreter beim Promotion-Auftritt eines GOLD TEAM der Raiffeisenkassen und Volksbanken vor dem Pavillon auf dem Bahnhofsvorplatz spontan sieht und lautstark bekennt: „Alles Betrug! Das is kein Gold, das is Plastik!“Wer die Lage so klar erkannt hat, wie sollte der aufzuhalten sein?

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Bei der Beerdigung des ebenso menschlichen wie kämpferischen Weser-Kurier-Betriebsrats Kurt Müller vor ein paar Tagen erklärte angesichts der riesigen Menge von Trauergästen eine ältere Kollegin: „Wenn die jetzt alle mit roten Fahnen durch die Stadt ziehen würden – sowas könnte die Welt vielleicht noch retten.“Ein Gedanke, der hier, wenn auch mit gebotener Skepsis, zur Diskussion gestellt sei. In einer Welt, die über die Vorzüge von Eigenurin-Tinkturen, Nußecken und digitalisierten Live-Übertragungen von Walgesängen im Internet quasselt, muß wenigstens das noch möglich sein!

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Im übrigen bin ich der Meinung, daß Wurstpavillons und Fahrradstation vor dem Hauptbahnhof erhalten bleiben müssen. Tips zur Rettung dieser Bremensien nimmt entgegen

Ulrich „Redsox“Reineking

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