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■ Urdrüs wahre KolumneAffenklo und Zungenkuß

Im Zug nach Bremen zeigt mir die mit einem herrlichen flachsfarbenen Dutt ausgestattete Inhaberin einer Senioren-Bahncard die aktuelle Heim & WELT mit eben diesem Leserbrief von Frau Ursel Belz aus Berlin: „Wencke Myhre lässt sich also scheiden. Hätte sie sich das nicht alles vorher überlegen können? Schließlich hatte sie für diesen Mann Michael Pfleghar verlassen und der brachte sich daraufhin um. Jetzt frage ich mich, wofür das Ganze gut war.“ Noch bevor ich diesen Gedankengang so recht verdaut habe, stößt die kontaktfreudige Greisin argumentativ nach: „Glaubense mir, der ganze Krieg, den würde es gar nicht geben, wenn die Frauen ein bißchen besser auf ihre Männer aufpassenwürden – ist doch klar, daß so einer jetzt gekränkt ist und sich austoben muß“. Köpfchen, Köpfchen! Aber das ist ja auch schon die Vierte.

Vermutlich meinen sie es gut, die Männer, Lesben und Frauen vom Hagener Friedenszeichen e.V., wenn sie für den 13. Mai zur fürsorglichen Belagerung des grünen Sonderparteitags nach Bielefeld rufen. Ob aber die Parole „Green Peace statt Green War“ die gerechte Sache vorantreibt, wagt man doch zu bezweifeln: Zwar nicht ganz so beknackt wie „Ich bin verzweifelt, aber habe keine Zweifel“, aber doch nicht so gehaltvoll wie „Fight back“...

Nashorn-Bürgermeister Henning Storchbein setzt auf die Sammlung der positiven Kräfte und prompt wird da gepöbelt. Statt sich zu freuen, daß dieser asketische Kunstradfahrer endlich mal gegen Ausgrenzung aktiv wird und im nächsten Senat auch HIV-Positiven eine Chance gibt, noch ein paar Mark Rente einzufahren. Zu befürchten ist, daß er den neuen SenatorInnen in Tateinheit mit Inge Meysel Zungenküsse aufnötigt, um zu zeigen, daß gar nix dabei ist: Dann doch lieber nur Sozialhilfe!

Nimmst du mein Tier, nehm ich deins: Unter diesem segensreichen Motto koordiniert der Bremer Tierschutzverein auch heuer wieder die Selbsthilfeorganisa-tion von Wellensittichzüchtern und Hundehaltern während Herrchens Fahrt nach Italien, wo ferienmachende Sittiche gern im gerupften Dutzend frittiert werden und Möpse als Carnigglio im haschierten Zustand zu Teigwaren Verwendung finden. Kurz und gut – irgendwann muß auch Andy Kreiter Urlaub vom Affenschinden machen und dann stehe ich mit Herzenswärme und Bananen als Urlaubsvertretung bereit. Irgendwo in den Wäldern Schaumburgs werden die Makakken und ich untertauchen und vielleicht in einem kleinen Bergdorf als Wählergemeinschaft für den Ortsrat kandidieren: Und unser Plumpsklo nennen wir Andreas, damit die Affen wenigstens in ihrer zweiten Lebenshälfte noch ein bißchen was zu lachen haben ...

Daß der berufspolitische Speckjäger Ralf Fücks die Gegner der NATO-Bombenteppiche in die Fascho-Ecke zu schieben trachtet, liegt in der logischen Entwicklung dieses KB-Wichtigs in den letzten zwei Jahrzehnten. Daß er das aber als Vorstand der Heinrich Böll-Stiftung tut, sollte jeden liebenswerten Schriftsteller veranlassen, testamentarisch zu verfügen, daß sich die ideologischen Leichenfledderer nach seinem Ableben nicht am guten Namen gütlich tun dürfen –Ansichten eines naiven Clowns, gewiß, und nicht so ganz kompatibel zur politischen Vernunft, die in diesen Kreisen mit dem Aluminiumlöffel aus der Feldküche gelöffelt wird. Dafür aber kann ich nun auch nix.

Mit Herzeleid und NATO-Haß grüßt

Ulrich „Tofu“ Reineking

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