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■ Urdrüs wahre KolumneDoornkaat gegen Rechts

Heute, am Vortag zur vierten europäischen Fledermaus-Nacht („zur weiteren Erhöhung der Akzeptanz dieser lautlosen Nachtjäger in der Öffentlichkeit ...“) genießen wir bitte schon mal beim Frühstücks-ei den Blick in die ehrlichen Antifa-Gesichter von Gerhard Schröder, Josef Fischer und Edmund Stoiber. Gemeinsam mit denen und Arbeitgeberpräsident Dietrich Hundt gegen Rechts, da verschmurgelt das Brot im Toaster trotz Automatiktaste, denn auch solche Geräte sind sensibel und haben Gefühle. Leiden ganz entsetzlich mit, wenn Bernd E.Neumann und die anderen alten Säcke der Bremer Christenunion jetzt vom Jugendkultstar Jens Eckhoff halbseitig im Weserkurier-Interview abgelascht werden als wären es nicht justamente sie gewesen, die diesem ungestümen Hengst die hiesige Galopprennbahn erst geöffnet haben: Ja hat denn niemand mehr Ehrfurcht vor dezent colorierten Haaren?

Auch der grüne Dauercamper Klaus Möhle muß in diesen Tagen schmerzlich erfahren, dass Undank dieser Welten Lohn ist. Da hat er Kreide gefressen noch und noch, sich zum bewegungsnahen Anwalt von Rotzgrün trotz alledem gemacht und doch danken es ihm und seinen Parzellisten in der Rollheimer-Siedlung „Abendfrieden“ an der Lesum niemand nicht von den Großkotzionären dieser Stadt: Nun soll dieser idyllische Lebensraum nach Perschaus Willen doch wieder zu Friedhof und/oder Golfplatz werden und SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen küsst ihm dafür mit langer Zunge die Furche: „Sinnvoll und akzeptabel!“ Mönsch, Klaus – hau wech den Scheiß. Und ruf mich an, wenn's soweit ist!

Die ollen Lederjacken hängen für solche Fälle ja immer noch gut gepolstert im Keller herum – vermutlich weiß man das bei der Bremer Straßenbahn und fordert deshalb für die nächste Fahrpreiserhöhung nur einen Groschen mehr pro Karte – und dafür kriegen wir ja nicht mal beim Grundnahrungsmittel Bier in der Kneipe den Arsch hoch! Ein richtig fieser Schachzug, aber nicht schlecht, Kompliment – so unter uns Befriedungs-Strategen ...

Grüße an alle wahren Piraten im Likedeelerschem Geist übermittle ich hiermit vom ehemaligen Hütten-Betriebsrat Eike Hemmer, der mit seiner Hoppetosse derzeit im Mittelmeer auf Kaperfahrt ist und rechtzeitig zur Oktoberrevolution wieder in Bremen sein will: Vielleicht ist „Speedy“ ja bis dahin seetüchtig, wird in Panzerkreuzer Aurora umbenannt, und wir stürmen zur Begrüßung damit zwar nicht gleich das Winterpalais, aber immerhin das Columbus-Center: Das Prinzip Hoffnung ist mitunter schon durch ein paar Kööm zu retten!

Wer ganz aktuell gerade kein bildhübsches Feindbild zum Abgruseln zur Hand hat, dem sei die andere Bremer Heimatzeitung vom letzten Montag ans Herz gelegt, wo man auf Seite 14 in bunt den immer für einen „Kommt ne Transe zum Frauenarzt“-Witz guten Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke beim Schlotzen und Schlürfen einer frisch aus dem Wattenmeer geholten Miesmuschel entdecken kann. Nun ist dieser gesundheitlich, ökologisch und ethisch nicht ganz unbedenkliche Verzehr eines solchen Lebewesens an sich ja kein Staatsakt – bei dem leibhaftigen Doornkaat-Männchen Funke aber wird dieser Vorgang vor preiswert eingekauften Lohnschreibern der Provinzpresse zum wehrhaften Bekenntnis zur Miesmuschelfischerei, gegen Umweltschützer und andere Weicheier. Dafür gibt's in Fedderwardersiel drei Prozent plus für die SPD und mindestens ein dutzendmal klare 40 Prozent für den Karl-Heinz. „Weißte eigentlich, wie lange eine Ostfriesin Jungfrau bleibt?!“ Da haben wir aber alle gelacht, richtig gut, dieser Spezialist für Fips Asmussen-Karaoke ...

Beim Tag der Offenen Tür der Deutschen Post im Briefzentrum am Bremer Flughafen kann man sich am Sonntag wieder mal dahingehend belehren lassen, dass alle Briefe außer den eigenen eigentlich immer schon am Tag nach der Absendung beim Empfänger sind. Auf die gläubigen Anhänger der Philatelisten-Sekte wartet ein Sonderstempel und auf die Kurzen, na was wohl? EINE HÜPFBURG! Was, frage ich, will man der jungen Generation vermitteln, wenn man sie überall auf dieser Welt bei so genannten Festen zum Hüpfen zwingt? Oder in die Schminkecke, an die Button-Maschine und was dergleichen rituelle Unlustbarkeiten mehr sind ... Wir fordern die Rückkehr der guten alten Negerkuss-Wurfanlage, den groben Kasper mit der völlig unpädagogischen Bratpfanne und das lustige Topfschlagen mit Sahnebonbons unlimited. Ohne ein bisschen Karies oder Leberschaden ist nun mal hier auf Erden auch kurzfristig kein Glück zu haben!

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft warnt in diesen Tagen aus gegebenem Anlass vor Kopfsprüngen in den Werdersee und alle nicht ganz durchsichtigen Gewässer. Wir aber empfehlen aus absolut durchsichtigen und einsichtigen Gründen solche Kapriolen all jenen Wirtschaftsförderern, die Hafenbecken zugeschüttet haben oder dies noch an anderen Stellen beabsichtigen. Springen Sie genau dort!

Bittet aus Gründen des Schutzes von Wohn- und Lebensqualität

Ulrich „Backbord“

Reineking

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