■ Urdrüs wahre Kolumne: Nix für Roland-Berger-Deppen
Der geneigten Leserinnenschaft dieses Blattes möchte ich hier und heute den christdemokratischen Abgeordneten Hapunkthapunkt Ehlen aus dem niedersächsischen Umland vorstellen, der in Vertretung der Belange sogenannter Sportfischer zur Liquidation der charmanten Kormorane auffordert, weil diese seiner Klientel angeblich die Fischstäbchen wegfressen. Bei einem Vergleich des eleganten Habitus dieser liebenswerten Vögel mit dem trantutigen Anblick eines landesüblichen Petrijüngers wird jeder sofort erkennen, wen die allmächtige Evolution eigentlich zum Aussterben bestimmt hat. Und bitte ich auf diesem Wege um ein Foto des Herrn Abgeordneten, damit ich meine einschlägige Sammlung sahnetorten-anschlagsrelevanter Typen vervollständigen kann.
„Gibt es hier in der Innenstadt einen Kochlöffel-Imbiss?“ will kürzlich in der Sögestraße ein Ehepaar von mir wissen, und nicht ganz ohne Beschämung muß ich mit „Nein“ antworten, denn diese altehrwürdige Institution der Schnell- und Schlichtgastronomie wurde vom schnöden Zeitgeist längst vertrieben, trotz ihrer vorzüglichen Kroketten mit Fleischfüllung und der überaus sympathischen MitarbeiterInnen im blondesten Blond seit der Erfindung von haarigen Bleichmitteln. „Dann können wir beim nächstenmal ja ebenso gut in Oldenburg einkaufen!“ murrt ER nunmehr verärgert und sie nickt voller Zustimmung. Eins sollte selbst den Roland Berger-Deppen dieser Welt klar sein: Mit HAIR gewinnt man solche Menschen aus Verden, Hude oder Delmenhorst nicht zurück, und Steppdecken mit Halbdaunenfüllung oder die aktuelle Moulinex-Friteuse gibt es auch in Brake/Unterweser.
Durch Zufall kamen mir jetzt zwei Fotos unter die Augen, von denen eines angeblich den immer noch real existierenden Ex-Senator Ralf Borttscheller, das andere hingegen den immer noch amtierenden und schwadronierenden Senator Hartmut Perschau zeigen soll. Beide sehen sich inzwischen auf eine absurde Art ähnlich, die unweigerlich auf die Existenz einer unionseigenen Klon-Akademie schließen lässt. Auf entsprechende Koalitionen orientierte Grüne mögen sich dies zur Warnung nehmen - am Ende gibt es nach Vollzug der neuen Partnerschaft lauter kleine Fischerleins - immer bereit, dem US-imperialistischen Außenminister in Krieg und Frieden die Rosette abzuschlecken, egal, was gerade so an Klabusterbeeren dranklebt. Ein ziemlich undelikater Gedanke ...
Die Konzentration der Aktivitäten des Klaus Peter Schulenberg am Standort Bremen zu erreichen: sowas als Zielvorgabe von Wirtschaftspolitik zu formulieren, ist weder attraktiv noch preiswert, sondern Ausdruck einer ideologischen Verkommenheit, die irgendwann ein Mjusicäl am Richtweg präsentiert, das da heißen wird: „Wer heiratet die Sozialhilfeempfängerin?!“. Hoffentlich ermuntert das die an Big Brother geschulten Strategen unter uns, irgendwann die Insassen dieses Jux- Containers gemeinsam für den Rausschmiss zu nominieren ...
Wenn man in Bremen wirklich nette Menschen treffen will, ist immer wieder die Kaufhalle am Brill ein angesagter Ort. Und wie ich nach dem Kauf eines wolfgangpetrimäßig.karierten Flanellhemds für schlappe zehn Mark in das Restaurant des Hauses strebe, um dort das Komplettfrühstück für weniger als einen Heiermann einzunehmen, fragt mich eine kecke ältere Dame, ob ich ihr mit ein paar Groschen aushelfen könne, die sie noch von der Bestellung einer Tasse Kaffee abhalten. Als Kavalier alter Schule lade ich nunmehr zum Frühstück ein und werde dafür mit der Empfehlung bedacht: „Sie sollten mal in die Politik gehen, meine Stimme hätten Sie!“ Womit mein Vorwahlkampf eröffnet wäre: ein Markt, an dem die Rendite noch stimmt ...
Wie sehr es Pflanze, Mensch und Tier zum Frühling treibt, belegt der appetitlich nach frischer Farbe duftende Spruch auf der Bahntoilette im Nahverkehrszug nach Hannover: „Liebe und Anarchie = Atommüll nie! gez.: Emma Goldmann“ Immer schön vorsichtig sein, empfiehlt so kurz vor Rosenmontag
Ulrich „Doppelherz“ Reineking
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