■ Urdrüs Wahre Kolumne: Leck die Stiefel, Bursche
Die Bremerhavener endlich mit eigenem Kfz-Kennzeichen: Schon von weitem sind die rollenden Bettwürste aus Fishtown jetzt erkennbar, und überdies haben sie ihre Stigmatisierung auch noch auf eigenes Betreiben erreicht. Spätestens in zwei Jahren werden es die Bewohner der dann immer noch oceanpark-freien Küstenstadt erkennen, was sie sich da auf den Buckel gehoben haben, und dann wird ein Geschrei sein im Hafen, und keiner wird es gewesen sein wollen. Darauf wetten wir glatt mal anderthalb Columbus-Center als Modelle in Marzipanrohmasse!
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Warum der mögliche Werder-Sieg über Dortmund verschenkt wurde, erklärt sich wieder einmal mehr aus der übergroßen Menschenfreundlichkeit im hiesigen Fußball-Verein: Zwei aus dem schaumburgischen Bad Eilsen stammende junge Menschen gaben sich vor der Begegnung in Anwesenheit eines echten Borussen-Pfarrers das Ja zum Lebensbund im Mittelkreis des Spielfelds, und da die eine Partei dieses künftigen Ehekriegs Fan der Dortmunder ist und die andere dem SV Werder anhängt, so war das Unentschieden natürlich ein sehr humaner Auftakt.
Bleibt die Frage, ob sich die Grün-Weißen solche Hochzeitsgeschen-ke noch leisten können!
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Dem CDU-gewünschten Tierfriedhof für Bremer Stubentiger und bodenfegende Dickbauch-Teckel biete ich schon jetzt meine treuen Dienste als Grabredner an – damit Pussy und Waldmann nicht am Ende noch alle zu bekenntnisbewegten Gliedern der Martinigemeinde werden, falls Gatte Motschmann für die Herrchens und Frauchens in die Bütt steigt und ihnen dann den notsynodalen Narhallamarsch bläst.
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Wenn die total versaute Anfängerin mit dem Mörderbusen für den Bremer Weser-Report zum gesundheitsbewußten Blaskonzert einlädt und der Herr Verleger Klaus Peter Schulenberg für drei abgewichste Zeilen einer Spalte freche 150 Mark kassiert, müßte Kennern des Milieus doch noch eine andere Berufsbezeichnung einfallen!
Das heitere Beruferaten ist eröffnet ... Und von Insidern des KPS-Imperiums wüsste man doch nur allzu gern, wann man den Boy für viele Fälle mal persönlich im hauseigenen Call-Center erreichen kann – das wäre mir schon elf Einheiten pro Minute wert! Leck mir die Stiefel, Bursche ...
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Bisweilen schwimmt auch mein Frühstücksbrötchen auf den munteren Radiowellen irgendwelcher Privatfunker, und da kann man zum Karnevalseinstieg am 11.11. folgende Worte hören: „Is ja noch nich elfuhrelf, Sonja – aber wenn es schon so weit wäre, also ungefähr in vier Stunden, wie würdest Du unseren Hörern klar machen, daß Du ein richtiger Karnevalsfreak bist?“ Worauf Hörerin Sonja in sehr unmelodiöser Liedführung behauptet, mit „Olé“ auf dem Weg zum Puff nach Barcelona zu sein, und anschließend noch ausruft: „Stimmung und Orgasmus, bis der Doktor kommt“. Als Belohnung für diesen Beitrag gab's die neue Bohlen-CD, was eigentlich eine verblüffend achtersinnige Reaktion ist für son pöterbärigen Moderator aus der dritten Linie.
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Wer mich mit irgendwelchen Anliegen behelligen möchte: Vorzugsweise bin ich in den nächsten Wochen am Catchring in der Bremer Stadthalle zu erreichen. Und bei passenden Gegnern gehe ich gern auch in denselben hinein – trau dich, Ausländeramts-Schurke, kämpfen wir es aus, das universelle Bleiberecht!
Ulrich Reineking
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