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Urananreicherung im AuslandIran lenkt offenbar ein

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad unterzeichnete ein Abkommen, sein Uran im Ausland anreichern zu lassen. Die internationalen Reaktionen sind verhalten bis skeptisch.

Lula hat es geschafft: Ahmadinedschad unterzeichnete ein Abkommen mit Brasilien und der Türkei. Bild: dpa

TEHERAN apn/dpa/afp | Nach monatelangen Verhandlungen hat der Iran im Streit über sein Atomprogramm offenbar eingelenkt. Die Türkei und Brasilien erreichten am Montag mit der Regierung in Teheran einen Kompromiss. Demnach bringt der Iran schwach angereichertes Uran in die Türkei und erhält im Gegenzug Brennstäbe für Atomreaktoren. Die Europäische Union reagierte zunächst zurückhaltend.

"Wir haben uns in einem trilateralen Treffen auf die Türkei als Tauschort geeinigt", verkündete der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast im staatlichen Fernsehen. Zuvor hatte der Iran darauf bestanden, dass ein Austausch nur auf iranischem Boden stattfinden könne. Das Tauschabkommen basiert im Wesentlichen auf einem UN-Entwurf vom Oktober, den der Iran nach anfänglich positiven Signalen letztlich abgelehnt hatte.

Kernpunkt der Unterredungen des Dreiergipfels in Teheran war ein bekannter Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, wonach der Iran sein Uran im Ausland anreichern lassen soll. Dadurch sollen Bedenken der USA und ihrer Verbündeten über das iranische Nuklearprogramm ausgeräumt werden. Sie verdächtigen Teheran, heimlich am Bau einer Atombombe zu arbeiten und fordern mehr Transparenz.

Frühere Verhandlungen mit Deutschland und den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates - die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China - den Iran generell an der Urananreicherung zu hindern, waren fehlgeschlagen. Der Iran ist auf die nichtständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, Brasilien und die Türkei, zugegangen, um eine drohende vierte Runde von UN-Sanktionen abzuwenden.

Das ist aus Sicht der Bundesregierung nicht außreichend. Es sei "nach wie vor wichtig", dass Teheran mit der IAEA eine Vereinbarung schließe, sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans am Montag. "Das kann nicht ersetzt werden durch ein Abkommen mit Drittstaaten." Der "springende Punkt" sei, ob Teheran die Uran-Anreicherung im eigenen Land aufgebe.

Israel hat mit Skepsis auf die Berichte über ein Einlenken des Iran im Atomstreit reagiert. Der israelische Handelsminister Benjamin Ben-Elieser (Arbeitspartei) sagte dem israelischen Rundfunk am Montag, man müsse zunächst abwarten und die Ergebnisse beobachten. "Die Frage ist, ob (der iranische Präsident Mahmud) Ahmadinedschad nicht wieder die ganze Welt an der Nase herumführt", sagte Ben-Elieser. Bislang habe dieser gegen alle Vereinbarungen verstoßen. "Jeden Tag schreitet er näher in Richtung der Atombombe."

Auch die EU reagierte verhalten. Seit sieben Monaten habe der Iran dabei versagt, die Bedenken gegen seine wahren Ambitionen auszuräumen, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Rande eines EU-Lateinamerika-Gipfels am Montag in Madrid. Notwendig sei nun zunächst, dass die iranische Regierung ihre Vorschläge schriftlich bei der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien vorlege.

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18 Kommentare

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  • S
    Stefan

    Genau, Deppenansammlung, wir fordern die Schildkröte auf, ihren Panzer abzulegen, damit die Raubtiere mit den Scharfen Zähnen einsehen, dass sie ihre Zähne ablegen und keine Raubtiere mehr sind. Gerecht ist gerecht, oder habe ich da was falsch verstanden?

  • V
    vic

    Die USA, Israel, Russland, N-Korea u.v.A. hätten allen Grund einzulenken. Dort warten betriebsbereite Atomraketen und allerhand andere Massenvernichtungswaffen nur auf das Startsignal . Wieso also sollte ich mir Sorgen um Irans Arsenal machen?

    Ich gehe soweit zu sagen: Angesichts der internationalen militärischen und existenziellen Bedrohung, bleibt dem iranischen Präsidenten gar nicht anderes übrig als sich vorzubereiten.

  • M
    Marius

    ja hast du. das uran, was in der türkei angereichert wird und zurück in den iran kommt, ist nicht nutzbar für atomsprengköpfe, sondern nur für zivile nutzung.

  • F
    Flo

    Ergänzend zu zavk stell ich mir auch noch eine Frage. Ist das hier eigendlich zufällig die "Atomkraft - Nein Danke!"-Fraktion die die Atomkraftwerke für den Iran fordert?^^

  • M
    Martin

    Atomwaffen sollten nirgendwo und vor allem nicht im Nahen Osten zugelassen werden. Man sollte sich nicht an der Nase herumführen lassen! Sanktionen gegen Staaten, die dort Atomwaffen entwickeln oder besitzen, liegen im Interesse der Staatengemeinschaft, notfalls auch mit militärischen Schlägen gegen die dortige Atommacht, wenn dort weiterhin jede internationale Kontrolle der Atomwaffen und jeder Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag verweigert wird. Oder habe ich irgendetwas falsch verstanden?

  • J
    Jasmin

    ich bin ehrlich überrascht!

     

    ich wüsste nicht, warum der iran einlenken sollte!

    wer gibt gerade der USA das recht ein anderes land derart zu beschuldigen!

    ich finde das einfach nur belustigend und hoffe, dass ahmedinejad nicht klein beigibt!

    (...auch wenn ich nicht fan seines führungsstils bin!!)

  • MK
    Michael Kohlhaas

    @ DenkSchlächter

     

    ach nee! was gibt es bei uns? kuhhandel! als ob bei uns alles mit rechten dingen zugeht.

  • M
    Moritz

    Der Iran hat nun eingelenkt und die Urananreicherung ins Ausland verlegt und schon werden neue Bedingungen aufgestellt. Das geht wohl unendlich so weiter. Die Unterstellungen des Westens kennen kein Ende. Man fühlt sich an den Irak und seine angeblichen "Massenvernichtungswaffen" erinnert. Es ist langsam an der Zeit, dass die bestehenden Atommächte USA, Israel, Frankreich, Russland, Pakistan, Indien, Nordkorea, China und GB ihre eigenen Atombomben verschrotten. Es klingt mehr als unglaubwürdig, wenn die USA und Israel einem "feindlichen" Land vorschreiben möchten, was sie selbst nicht einhalten.

  • JR
    Josef Riga

    Ein großer Erfolg für Ahmadinedschad. Immer weniger Länder lassen sich von den USA für ihre imperialistischen Zwecke missbrauchen; die Türkei und Brasilien haben mit ihrer hilfreichen Haltung bewiesen, dass nur eine multilaterale Welt eine friedliche Welt werden kann.

    Atomkraft ist zwar an sich problematisch, der Iran aber hat ein Recht auf sie, wenn er denn will. Es muss ein ende haben mit den angelsächsischen Erpressungsversuchen gegenüber anderen Ländern.

    Gut so! Danke, Da Sila, Danke, Erdogan!

  • Z
    zavk

    der linke selbsthass sorgt in kommentarbereichen immer für ein schmunzeln. wenn euch der "heuchlerische westen" nicht gefällt, zieht doch in den iran. da ist aber nix mit kiffen und saufen den ganzen tag. dafür gibts peitschenhiebe. übrigens: die kommunisten wurden im iran bei der revulotion als erste ermordet. noch vor den schah anhängern. also vorsichtig wem ihr eure sympathie schenkt.

  • D
    dapart

    Das Israel sein senf dazu gibt ist schon der Hammer,die Haben atomwaffen atommunizion,töten ganze zeit Menschen und reden nur Über iran hin iran her,

     

    Für alle Staaten zuerst vor der eigenen tür Putzen und Hört bitte auf damit wie Bush mit Ängsten der Leute zu spielen wenn sie eine Atom waffe hätten sie machen eine sie wollen eine iran ist sehr gefährlich alles nur labberpallaver in den Medien,Deutschland soll zuerst amerikanische Atomwaffen wegschaffen aus deutschland england soll seie auch Pakistan auch Frankreich auch Amerika und Israel auch dann sollen sie von anderen Länder verlangen das sie eine Atomwaffen freie welt wollen,jeder sagt Obama macht es besser er ist besser als Bush,ich sehe Prinzipiel kein Unterschied ,er redet auch von gefahren wie bush er hat auch für die Rüstung im Kongress in Amerika Miliarden von Doller freigegeben er hat in immernoch nicht guatanamo geschlossen in amerika gibt es immer noch Volterschulen,ja liebe Medien denkt ihr die jugend ist so dumm wie vor70 jahren oder was viele in Deutschland wissen das ,wenn ich das schreibe heißt das nicht ich bin für Ahmadeninschad ich finde mehr demokratie in diesem Land wäre besser eigentlich in jedem land auch in Deutschland wenn es um Arbeits und Menschenrechte geht,die anderen staaten wollen nur das Iran weiter ungebildet bleibt gegensatz zur Israel und anderen Staaten haben sie das Atomspervertrag unterschrieben und halten das auch bis jetzt ein ,oder wollen die Medien genauso wie sie die lüge von Bush mit gemacht haben und Irak angegriffen haben auch das mit Iran tuen,Hört mit der Kriegshetze auf diestaaten die ,die Atombombe haben sollten ihre klppe halten und die anderen Staaten sprechen lassen die keine haben,deutschland gehört auch zu denen die Atomwaffen im Land haben ,der Iran muß frau Merkel und Israel nicht beweisen das sie keine haben ,wenn sie eine atowaffenfreiewelt möchte und es ja schrecklich findet soll sie das ihren guten freunden wie USA,Frankreich England und Israel sagen Gott seit dank das es nicht mehr so einfach ist die Leute durch die Medien zu Manupulieren

  • JR
    Josef Riga

    Es war leider zu erwarten. Der "WEsten" will die Realitäten nicht anerkennen, die darin liegen, dass er den Iran nicht mehr davon zurückhalten kann, nukleare Technologie zu entwickeln. Diese Nukleare Technik hat immer die Option auf die Bombe. Das ist sicher ein Problem. Der Skandal aber bleibt, dass nur einige, dem Westen verbundene Staaten die ultimative Abschreckungswaffe besitzen sollen, alle anderen sollen aber dauernd schutzlos amerikanischen Erpressungs- und Umsturzversuchen ausgeliefert sein. Diese Politik ist jetzt an ein Ende gekommen. Den Iran militärisch zu zwingen, würde eine gewaltige Erschütterung der Weltwirtschaft hervorrufen, denn die Perser könnten einfach einen Tanker bei Hormus abfackeln und dann gingen in "good ol' Europe" die Lichter aus, ... aber für Monate! Das wird man sich noch einmal genau überlegen. aber statt sich zu freuen, dass Brazil und Türkiye eine konstruktive Rolle spielen, hat der Westen wieder nur sein altes Mantra: entweder völlige Unterwerfung oder Sanktionen durch die UN, obwohl der Iran als UN- und als Sperrvertragsmitglied sich keinerlei Vergehen gegen die internationale Sicherheit hat zu Schulden kommen lassen.

  • OO
    oversea observer

    Die Regierung der "Germans": "Besatzungmacht befiehl - wir folgen dir!"

  • B
    Beobachter

    Statt dieses ständige Krokodilstränengeheul gegen Drittweltländer anzustimmen, sollte "der Westen" mal mit gutem Beispiel voran gehen und auf Atomkraft verzichten und stattdessen Sonnenkraftwerke bauen. DAS wäre mal echte Realpolitik, die dann als gutes Vorbild dienen würde!

  • ID
    I DenkSchlächter

    … Urananreicherung im Ausland Iran lenkt offenbar ein… mit Verlaub: Blödsinn! Noch nie etwas von orientalischen Teppichhandel gehört? Neuer Wein in alten Schläuchen, die Strategie und die Ziele bleiben.

  • E
    end.the.occupation

    >> Israel hat mit Skepsis auf die Berichte über ein Einlenken des Iran im Atomstreit reagiert.

     

    Na denn wissen die USA und die EU ja schon, was sie zu tun haben.

     

    Schliesslich ist dieser Staat die viertgrösste Atommacht der Welt. Dazu neigen dessen Herren dazu permanent beleidigt zu sein - und überfallen daher gewohnheitsmässig ihre Nachbarn, u.a. um darauf ihresgleichen anzusiedeln.

     

    Was würde bloss passieren, wenn man diesen Herren mal irgendeinen Wunsch ausschlagen würde?

     

    Vielleicht brauchen wir in Europa ja doch ganz dringend einen Schutzschirm gegen - real existierende - Atomraketen.

     

    PS.: Am besten mal nach-googeln was Martin van Creveld für den Fall der Fälle angedroht hat.

  • N
    Nigredo

    Der Klügere gibt eben nach...

    Das jetzt ausgerechnet die, die als einzige bisher eine solche Bombe gegen Menschen eingesetzt haben und die, die sich einfach illegal welche beschafft haben, am lautesten protestieren, zeigt die Heuchelei im Westen.

    Der Iran hat das vertraglich zugesicherte Recht, Uran im eigenen Lande anzureichern - übrigens im Gegensatz zu Israel, da ersterer immerhin den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben hat.

  • N
    nicolaus

    Militärische Schläge gegen den Iran wären ein Albtraum mit völlig unkontrollierbaren Konsequenzen - das wissen die Regierenden in den USA ebenso wie die Führer der benachbarten Türkei oder Russland. Auch das große (Öl-)Geschäft wäre - entgegen den üblichen Primitivanalysen vom US-Imperialismus - in einem politisch und wirtschaftlich völlig destabilisierten Iran kaum zu machen.

    Insofern ist die Meldung mit vorsichtigem Optimismus zu werten. Allerdings sollte das faschistische Regime in Teheran weiterhin unter kritischer Beobachtung bleiben - entscheidend sind ohnehin nur die Taten, nicht die Worte.