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Archiv-Artikel

Uralte Mär und Polemik

betr.: „Kraft-Akt vertreibt StundentInnen“, taz ruhr vom 14.10.2004

Der Autor erweckt in seinem Artikel den Anschein, als könnten unter den Studien-Abbrechern gegenwärtig auch jene sein, „die mit dem Semesterticket billig Bahn fahren wollen“. Das ist blanker Blödsinn. Wer sich jetzt exmatrikuliert, hat in den meisten Fällen bereits im letzten Semester Studiengebühren bezahlt. Ansonsten wäre er zwangsexmatrikuliert worden. Niemand hat diesen immensen Kraftakt geleistet, um irgendetwas anderes zu tun, als sein Studium fortzusetzen. Man darf getrost davon ausgehen, dass jeder, der sich jetzt exmatrikuliert, schon das letzte Semester nur mit Mühe finanziert bekommen hat. Dass diese zahlungsschwachen Studenten jetzt den Winter nicht mehr überleben. Ihren Willen, ihr Studium fortzusetzen, haben sie mit einer Zahlung von 650 Euro eindeutig unter Beweis gestellt. Die grossen Zahlen der Exmatrikulierten erst jetzt zum Wintersemester sind der eindeutige Beweis dafür, dass es eben keine Karteileichen sind, sondern Studenten, die es sich schlicht nicht mehr leisten können, ihr Studium zu Ende zu bringen. Es ist ein Skandal, dass Studenten, die unter anderen Bedingungen ihr Studium aufgenommen haben, jetzt rausgeworfen werden. Und es ist ein Skandal, wenn selbst die taz den Skandal allenfalls darin sieht, dass der SPD der Nachwuchs ausgehen könnte.

Annegret Marthol, Bochum