: Unterricht mit Ausblick
Lehrergewerkschaft GEW kritisiert die verschlechterten Unterrichtsbedingungen nach der Schulreform
Hannover dpa ■ Die Unterrichtsbedingungen an Niedersachsens Schulen haben sich nach Meinung von Gewerkschaftlern durch die Schulreform erheblich verschlechtert. Problematisch seien vor allem die größeren Klassen an Gymnasien und Gesamtschulen, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eberhard Brandt, am Montag in Hannover. Zwar verkünde Kultusminister Bernd Busemann (CDU) immer wieder, die Unterrichtsversorgung liege bei fast 100 Prozent. Dies gehe jedoch zu Lasten der Schüler, die in viel zu engen Klassenräumen mitunter gar auf den Fensterbänken sitzen müssten, kristisierte Brandt die Reform.
Gymnasien können in Zukunft bis zu 32 Schüler pro Klasse statt bisher höchstens 30 aufnehmen, die Klassengröße an Gesamtschulen von zuvor 28 auf maximal 30 SchülerInnen wachsen. „In den Orientierungsstufen hatten wir in den Klassen 5 und 6 bisher durchschnittlich 24 SchülerInnen“, sagte Brandt. Die Orientierungsstufe als eigenständige Schulform war zum neuen Schuljahr jedoch abgeschafft worden.
Da Busemann überdies rund 40 Millionen Euro beim Personal an den Schulen einsparen müsse, werde die Unterrichtsversorgung von 2005 an wieder sinken, betonte Brandt. Das Sparvolumen entspreche 888 Lehrerstellen. „Dann geht die Versorgung in den Keller oder die Klassenfrequenzen gehen weiter rauf.“
Kritik übte der GEW-Landeschef auch an den Plänen von Hochschulminister Lutz Stratmann (CDU). Diese sehen die Einführung von Studiengebühren von rund 500 Euro pro Semester vor, um die Finanzierung der Universitäten zu sichern. Die Gewerkschaft habe errechnet, dass die Einführung der Gebühren gerade die Summe erbringe, die den Hochschulen durch die Sparbeschlüsse in den Jahren 2004 bis 2006 entzogen werde. „Die CDU verspricht den Bürgern Steuererleichterungen und plant, ihnen gleichzeitig durch Gebühren in die Tasche zu greifen“, so das Fazit des Gewerkschaftlers.