piwik no script img

Unternehmen FoxconnIm Apple-Sandwich

Foxconn, der eigentliche Hersteller von iPhones, Tablets und anderer Elektronik, macht Minus. Der Kultkonzern Apple ist daran nicht unschuldig.

Kult aus Kalifornien, produziert in China: iPad-User in Schanghai. Bild: reuters

PEKING taz | Der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefonen, Flachbildschirmen, und Spielekonsolen, Foxconn, hat am Freitag seinen Aktionären mitgeteilt, dass der Verlust in der ersten Jahreshälfte wegen der „geringeren Nachfrage bei wichtigen Kunden“ deutlich größer ausfallen werde als bislang erwartet. Prompt rauschte die Aktie des taiwanischen Unternehmens an der Hongkonger Börse um mehr als 13 Prozent in den Keller.

Foxconn fertigt Konsumelektronik für so gut wie alle großen Elektronikkonzerne dieser Welt an, unter anderem für Motorola, Sony, Nokia und eben für Apple die weltweit so angesagten iPhones und iPads.

Mit mehr als 1,2 Millionen Mitarbeitern vor allem in der Volksrepublik China gehört Foxconn zu den größten Unternehmen der Welt. Doch während Apple zuletzt eine Gewinnmarge von fast 30 Prozent verkünden konnte und den Gewinn damit im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum fast verdoppelte, lag die Marge, also das Verhältnis von Gewinn und Umsatz, bei Foxconn 2011 bei gerade mal mickrigen 5 Prozent.

Dass die Schere so weit auseinandergeht, hat Gründe. Während die Kultmarke aus dem kalifornischen Cupertino für Branding und Image beim Konsumenten ordentlich abstaubt, lässt sich Apple die eigentliche Produktion bei Foxconn nur einen Bruchteil kosten.

Und das sieht das Konzept Foxconn auch vor. Firmengründer Hon Hai hatte bereits in den achtziger Jahren für Atari die Spielekonsolen hergestellt. Schon damals waren die niedrigen Produktionspreise der Grund für Atari, Foxconn zu beauftragen, statt selbst Fabriken zu errichten. Von Beginn an setzte Foxconn für sich selbst auf geringe Gewinnmargen und für die Mitarbeiter auf niedrige Löhne. Nur das erklärt seine Größe. Doch was die Mitarbeiter betrifft, laufen Foxconn nun die Kosten davon. Denn in China, wo sich die meisten Produktionsstätten des Auftragsherstellers befinden, steigen seit einiger Zeit die Löhne.

Ausschlaggebend war vor zwei Jahren eine Serie von Selbstmorden unter den Mitarbeitern. Sie lösten auch in der Volksrepublik eine Debatte über die miserablen Arbeitsbedingungen und Niedriglöhne aus. Hon Hai musste mit ordentlichen Lohnerhöhungen reagieren.

Keine gute Verhandlungsposition

Inzwischen verlangen das auch die chinesischen Behörden: Allein im vergangenen Jahr sind in 21 chinesischen Provinzen die Löhne um durchschnittlich 22 Prozent gestiegen. In der südchinesischen Stadt Shenzhen, wo die größte Foxconn-Fabrik mit über 200.000 Mitarbeitern steht, schlugen die Behörden noch einmal 15 Prozent auf den Mindestlohn auf.

Foxconn ist damit in einer unbequemen Sandwichposition mit Druck von beiden Seiten: Während die Arbeitskosten steigen, schafft es das Unternehmen nicht, eine gute Verhandlungsposition gegenüber dem Großkunden Apple aufzubauen.

Im Gegenteil: Bislang beliefert Foxconn zwar auch die Apple-Konkurrenz Sony und Nokia, weil aber diese beiden Mobiltelefonhersteller zuletzt große Marktanteile an den US-Konzern abgeben mussten, hat dieser seine Machtposition als Hauptabnehmer gegenüber Foxconn gefestigt und kann die Taiwaner damit noch einmal stärker unter Preisdruck setzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • C
    Cantela

    Die käufer aber dürfen hoffen, dass die technischen probleme ihrer geräte weiter zunehmen. Auch asiatische hersteller können nicht zaubern.

  • H
    hans

    "Während die Arbeitskosten steigen, schafft es das Unternehmen nicht, eine gute Verhandlungsposition gegenüber dem Großkunden Apple aufzubauen."

     

    Größter Hersteller bei der Fertigung von Konsumelektronik zu sein und dazu ein großer Erfahrungsschatz was die Herstellung aller bedeutenden Appleprodukte angeht, ist wohl keine gute Verhandlungsposition.

     

    Ich denke Foxconn muss lernen, wie man verhandelt, ein großer Schwachpunkt vieler Firmen in China.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendeine andere Firma auf dieser Welt gibt, die innerhalb kürzester Zeit die komplette Produktion von IPhone&Co übernehmen könnte. Und auch Apple selbst kann noch soviele Barreserven haben, soviele Fabriken baut man nicht in 3-4 Wochen. Es besteht ein großer Unterschied zwischen entwickeln und herstellen.

    Aber Apple würde es ja garnicht wollen, die imageschädigende herstellung der Geräte selbst zu übernehmen. Man will doch der saubere Apfel bleiben.