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Unterm Strich

Seit seiner Eröffnung vor zwölf Jahren am 8. August 2005 sind mehr als 2,3 Millionen Besucher in das Deutsche Auswandererhaus nach Bremerhaven gekommen. Das Auswandererhaus ist in seiner Art bundesweit einzigartig: Besucher können für die Dauer des Rundgangs in die Identität eines Auswanderers schlüpfen und sich über 300 Jahre europäischer Aus- und deutscher Einwanderungsgeschichte informieren. Das Deutsche Auswandererhaus steht nahe der Außenweser an einem historischen Ort: Hier haben zwischen 1830 und 1974 rund 7,2 Millionen Menschen das europäische Festland verlassen, oft als Wirtschaftsflüchtlinge. Sie sahen in Deutschland keine Perspektive mehr und wollten sich vornehmlich in den USA eine neue Existenz aufbauen. Seit einigen Jahren widmet sich das Haus auch ausführlich der Frage der Einwanderung nach Deutschland. 2007 wurde das Deutsche Auswandererhaus als Europas „Museum des Jahres“ ausgezeichnet. Erst im April eröffnete das Museum sein „Studio Migration“, in dem sich Gäste interaktiv mit dem Thema Ein- und Auswanderung auseinandersetzen. An Medienstationen können sie etwa anonym an Umfragen zu aktuellen Themen rund um Migration teilnehmen – die Ergebnisse sind Teil der Forschungsarbeit des Auswandererhauses.

Mittelalterliche Fürstinnen und Königinnen hatten mehr Macht als allgemein angenommen. „Viele von ihnen hatten finanzielle Ressourcen und verstanden es, mittels großer Netzwerke und religiöser Aktivitäten Einfluss auszuüben“, so die Heidelberger Historikerinnen Julia Burkhardt und Imke Just. Wie nur wenige andere Personen hätten sie das Bild ihrer Dynastie und deren Herrschaftseignung geprägt. Spätmittelalterliche Fürstinnen hätten nach der Heirat ein Witwengut von ihrem Mann erhalten, das ihren Lebensunterhalt im Ernstfall sichern sollte. „Eine ganze Menge von ihnen verstand es, diesen Besitz zu vermehren“, sagte Just. Zudem seien sie oft über strategisch klug verheiratete Kinder weit vernetzt gewesen und unterstrichen durch Stiftungen und Kunstwerke ihre Verwandtschaft zu Heiligen: „Damit erhöhten sie ihren persönlichen Stellenwert und stellten die Vorbildlichkeit ihrer Familie zur Schau.“ Zahlreiche Frauen hätten sich für ein Leben im Kloster entschieden, wo sie Ämter ausführen oder als Äbtissin die Gemeinschaft leiten konnten, was geistliche wie weltliche Macht bedeutete. Das heutige passive Bild weiblicher Adliger beruht laut Burkhardt auf dem geringen Wissen über das Leben der Frauen, zu dem es nur wenige Quellen gebe. Auch neigten heutige Forscher dazu, aktuelle Vorstellungen von Macht und Freiheit als Maßstab zu nehmen. „Dabei übersehen wir aber die ganz eigenen Handlungsspielräume des Mittelalters“, so Burkhardt.

Das Festival „Haltestelle Woodstock“ im polnischen Grenzgebiet ist für einige Besucher mit Knochenbrüchen zu Ende gegangen. So verletzten sich Rockfans beim Tanzen und Feiern, wie der Chef des Sanitätervereins Paramedic Brandenburg, Sven Oberländer, am Sonntag zum Abschluss in Küstrin (Kostrzyn) sagte. Gemeinsam mit den polnischen Kollegen hätten die Sanitäter um die 3.000 Einsätze gehabt. Am schwerwiegendsten war am Freitagmorgen ein auf Zelte gestürzter Baum, bei dem ein Besucher schwere Verletzungen erlitt. Während des Festivals kamen sieben Patienten in deutsche Krankenhäuser, auch weil polnische Kliniken ausgelastet waren. Die 23. Ausgabe des Festivals dauerte von Donnerstag bis in die Nacht zu Sonntag. Zu den Besucherzahlen gab es abweichende Schätzungen, der Sanitäterverein sprach von etwa 700.000, der Veranstalter von rund 200.000. Das Rockfestival hatte im Vorfeld unter keinem guten Stern gestanden und war sogar zum Politikum geworden. Im zweiten Jahr in Folge stuften polnische Behörden die Feier als Veranstaltung mit erhöhtem Sicherheitsrisiko ein. Die nationalkonservative Regierung in Warschau äußerte immer wieder Sicherheitsbedenken, zum Teil wurde Feuerwehrleuten aus Brandenburg und Berlin eine Absage für ihre schon zur Tradition gewordene Mithilfe erteilt. Der Veranstalter bedauerte das Vorgehen der Behörden. Laut Brandenburgs Beauftragtem für Internationale Beziehungen, Staatssekretär Martin Gorholt, sei dies von Warschau der Versuch gewesen, den Festival-Organisatoren Sand ins Getriebe zu streuen. Das Festival ist kostenlos und gilt als Dankeschön für Menschen, die sich bei Polens wichtigster Spendensammlung für Kinderkrankenhäuser engagieren.

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