: Unterm Strich
Alle Generaldirektoren der dem DDR-Kulturministerium nachgeordneten Museen müssen demnächst mit ihrer Abberufung rechnen. Das geht aus einer Pressemitteilung von Kulturminister Herbert Schirmer vom vergangenen Donnerstag hervor, in der er die angekündigte Entlassung des Generaldirektors der Staatlichen Museen zu Berlin, Günter Schade, bestätigte. Schade habe sich in einem Gespräch bereiterklärt, bis zur Neuberufung eines Generaldirektors nach Abschluß des (gesamtdeutschsprachigen) Ausschreibungsverfahrens die Geschäfte amtierend weiterzuführen. Gegenstand des Gesprächs sei die „kulturelle Wirksamkeit der Häuser im Spannungsfeld zwischen politischen Eingriffen von außen in den zurückliegenden Jahren und der persönlichen Verantwortung der staatlichen Lei
ter“ gewesen, teilte Schirmer mit. Das „großartige Kulturerbe“ solle in seiner historisch gewachsenen Form wiederhergestellt werden. Die Berliner Museumslandschaft müsse zu einer „sinnfälligen Einheit“ zusammengeführt werden. Die bereits vor etwa zwei Wochen angekündigte Entlassung Schades hatte zu Protesten von Museumsdirektoren in Ost und West geführt.
Wie in der DDR-Ausgabe der taz bereits am Samstag berichtet
-es sei hier für die Leser im Westen nachgetragen - , soll es mit dem Tag der deutschen Einheit kein DDR -Kulturministerium mehr geben. Möglicherweise in Form einer Treuhandgesellschaft soll es dann die zentral geleiteten Einrichtungen in einer Übergangszeit von etwa drei Jahren in die Kulturhoheit der Länder übergeben. Die Künstlerver
bände sollen bis Ende des Jahres finanziert werden. Außerdem soll diese Woche ein Künstler-Sozialversicherungsgesetz vorgelegt werden. Für plötzlich in Not geratene Künstler, die als Freiberufler keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, denken die Kulturpolitiker an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in Kulturhäusern. Die Frage, wie dies bei gleichzeitiger Entlassung der bisherigen Mitarbeiter vertreten werden könne, blieb unbeantwortet.
Zwei neue Bücher von Salman Rushdie sind jüngst in London angekündigt worden. Der Roman Haroun and the Sea of Stories )„Haroun und das Meer von Geschichten“) soll im September erscheinen. Es ist Rushdies erstes großes Werk, seit Ajatollah Chomeini im Februar 1989 zur Ermordung des Schriftellers wegen sei
ner „Satanischen Verse“ aufgerufen hatte. Eine Sammlung mit 72 Essays aus den letzten neun Jahren, Imaginary Homeland („Imaginäre Heimat“), soll im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen. In den Essays beschäftigt sich Rushdie unter anderem mit den britischen Wahlen, mit Graham Greene und mit amerikanischen Kurzgeschichten.
Nach nur sechswöchiger Spielzeit am Londoner Picadilly -Theatre mußte das Musical King über Martin Luther K. (gespielt von Simon Estes) vom Spielplan abgesetzt werden. Offenbar aus mehreren Gründen: Loretta King, die Witwe des Bürgerrechtskämpfers, war mit der Darstellung ihres Mannes im Script nicht einverstanden und hatte sich lange Zeit geweigert, den Produzenten die Bühnenrechte zu überlassen. Außer-
dem blieb das Publikum schon bald nach der Premiere aus, wohl deshalb, weil die Kritiker Stück und Inszenierung einmütig verrissen. Ob nun die ursprüngliche Idee einer Broadway-Neuinszenierung realisiert wird, ist offen: jedenfalls haben die beiden Schweizer Produzenten Hans Flury und Peter Haggertay vorerst 3 Millionen Pfund in den Sand gesetzt.
Berlin, Potsdamer Platz: 150 Bühnenarbeiter errichten dort zur Zeit die größte Bühne der Welt: Sie ist 168 m breit, 25 m hoch und wiegt 130 Tonnen: Alles für Roger Waters Neuinszenierung von Pink Floyds The Wall, die am Samstag erstmals open air gezeigt wird (live-Übertragung auf 3sat und zeitversetzt vom ZDF). Es ist die weltweit fünfte Aufführung der Show, die letzte war 1981 in Dortmund. In Berlin wird damit der Auftakt eines weltweiten Spendenaufrufs gegeben zugunsten des World War Memorial Fund for Disaster Relief. Der am 1.September 1989 von Leonard Cheshire, dem höchst dekorierten Bomberpiloten der Royal Airforce, gegründete Fonds will effektive Katastrophen -Soforthilfe unterstützen.
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