: Unterm Strich
Die Berliner Akademie der Künste hat keine Angst vor Asbest. Jedenfalls empfahlen Fachleute, die sich am Wochenende versammelt haben, den Palast der Republik „möglichst bald wieder in Betrieb“ zu nehmen. Der Asbestanteil der Innenluft liegt so hoch, daß jedes deutsche Gesundheitsamt sofort die Schließung anordnen würde. Damit befaßten sich die akademischen Referate offenbar nicht. Die Akademie macht sich die Forderung zu eigen und versucht zudem, das Wort „Betrieb“ zu interpretieren, das in diesem Zusammenhang recht unangenehme Erinnerungen wekken könnte. Sie möchte eine „maßvolle und vernünftige“ Repräsentanz des Staates an dieser historischen Mitte Berlins dulden, warnt jedoch vor einer „Blockade“ durch allzu viele Ministerien. Vorerst blockiert der DDR-Kasten vor allem die Phantasie der Architekten und Stadtplaner, einige besonders verzweifelte Nostalgiker möchten bekanntlich das Stadtschloß wiederaufbauen. Nein, das möchte sie nun doch nicht, sagt die Akadamie, ohne es ausdrücklich zu sagen, wie sie auch darüber schweigt, ob das DDR-Repräsentationselend von Architektur ihren eigenen Forderungen genügt: genau das aber wäre die Frage, die sich eine Akademie stellen sollte. Vielleicht belebt sich dereinst das Fachgespräch, wenn Schinkels Bauakademie wiederaufgebaut ist. Die Akademie ist dafür und möchte das Remake der „Kunst und Wissenschaft“ widmen, keinesfalls den Politikern überlassen. Wir hören aber immer nur „Politik“. Hören wir etwa falsch?
Susanne Czepl mag nicht mehr, sie findet gar nichts mehr lustig, und sie hat sich mit dem Rest der Münchner Lach- und Schießgesellschaft überworfen. Sie kam aus Salzburg, was immerhin einige der „Differenzen“ erklärt, über die im übrigen Stillschweigen vereinbart wurde. Erst vor einem Jahr war Susanne Czepl in das Ensemble aufgenommen worden, als ein Ersatz gesucht wurde für Gabi Lodermeier, die auch schon nach einem Jahr nicht mehr mitlachen mochte – zum Schießen kam sie sowieso nie. Krise? Eine Nachfolgerin für die scheidende Czepl ist noch nicht gefunden worden.
Auch Armin Mueller-Stahl weiß nicht mehr weiter. Er habe sich bisher „immer sehr bemüht, das gute Bild der Deutschen im Ausland zu vertreten“. Es hat ihm den einen oder anderen Job in Hollywoods Studios eingebracht. Das tröstet ihn nun plötzlich nicht mehr. Zudem plagt ihn ein Grippe-Virus, und vielleicht muß er für einen geplanten Film den Schnäuzer abrasieren. Und dann auch noch diese Politik zu Hause: „Es fällt mir immer schwerer, den Leuten die Situation zu erklären“, er fürchte die „schweigende Masse“, weniger die rassistischen Täter. Das wundert nicht, weil Mueller-Stahl selbst deren Sprache spricht, wenigstens rutscht es ihm halt so heraus: „Der Körper der Demokratie muß sich gegen das Virus wehren.“
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