: Unterm Strich
Nur wacker dranbleiben, möchte man den FDP-Fraktionären des Berliner Abgeordnetenhauses zurufen, die sich darüber beschwert haben, daß es der Senat nicht einmal für nötig befand, die Kosten der möglichen Schließung des Schiller Theaters im Haushaltsentwurf für 1994 aufzulisten. Man entblödete sich keineswegs, dem Parlament anstelle der nackten Zahlen (die womöglich belegen würden, daß die Schließung teurer kommen wird als der Spielbetrieb) leere Seiten zu offerieren. Anstelle der ganzen Wahrheit fand sich der Hinweis, die Zahlen würden rechtzeitig zur Sitzung des zuständigen Unterausschuß vorliegen. Wie gesagt: Die Sprüche vom Parlament als Quasselbude erhalten hier ihre traurige Nahrung, denn was sollen diese Leute anderes machen als quasseln, wenn anderswo die Zahlen gelesen und die Entscheidungen getroffen werden.
Derweilen stellen die Unermüdlichen jede Menge Wiederaufnahmen von Klassikern auf die Bühne. Für das Schiller Theater geplant sind „Antigone“, „Ein Sommernachtstraum“, „Don Carlos“ und „Wie es euch gefällt“. Weniger klassich, aber dafür um so luschtiger ist die Thalbach-Inszenierung vom Coline Serreau-Stück Hase Hase.
Der Berliner Beuys-Intimus Heiner Bastian darf weiterhin behaupten, daß es sich bei einem Großteil der Objekte, die der Wiener Kunsthändler Julius Himmel für eine Mailänder Ausstellung zur Verfügung stellte, um Fälschungen handelt. Dies ergab ein Verfahren vor dem 5. Zivilsenat des Berliner Kammergerichts. Der Mann Bastian bezeichnete das Urteil als einen großen Sieg der Kunstkritik. Wenn Hummel nur aufdeckte, von wem er die Kunstwerke erworben habe, ließe sich die Frage leichter entscheiden. Der einzige Kunstexperte, auf den sich Hummel noch stützen konnte, der Wiener Hochschulprofessor Oswald Oberhuber, hat seine eidesstattliche Erklärung auf die Echtheit der Objekte inzwischen widerrufen.
Die ehemalige Freie Volksbühne zu Berlin ist für sechs Millionen Mark renoviert und zum Musicaltheater umgerüstet worden. Sie wird peinlicherweise mit dem Musical „Shakespeare & Rock 'n' Roll“ eröffnen. Die Marlene habe man vergessen, verkündete Musical-Impressario Friedrich Kurz, der seine erste Berliner Produktion schon nach drei Monaten hatte schließen müssen. Schwamm drüber.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen