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Unterm Strich

■ Betr.: Schiffspartie der Herren Salam Rushdie, Aziz Nesin und Günter Wallraff auf dem Rhein

Warum ist es am Rhein so schön? Weil dort auf einer Schiffspartie die Herren Salman Rushdie und Aziz Nesin unter der freundlichen Ägide von Günter Wallraff ihren Bruderzwist beigelegt und beschlossen haben, künftig gemeinsam gegen den islamischen Fundamentalismus vorzugehen. Touristen an Bord sollen reichlich Gelegenheit erhalten haben, die seltenen Wesen zu fotografieren.

Rushdie hatte dem türkischen Schriftsteller vorgeworfen, er habe Auszüge aus den „Satanischen Versen“ ohne sein Einverständnis veröffentlicht und so quasi seine, Rushdies, Zustimmung zur politischen Linie seines Blattes suggeriert. Dieser Vorwurf konnte offenbar im persönlichen Gespräch entkräftet werden. Leider weiß man nicht, wie das genau vonstatten ging. (Denn der Fakt bleibt ja wohl: Es stand in der Zeitung, eine Nachdruckerlaubnis wurde nicht eingeholt) Wie von Ihrer treuen linksalternativen tageszeitung berichtet, war Nesin selbst vor einigen Wochen Opfer eines Brandanschlags fundamentalistischer Provenienz geworden, bei dem 37 Menschen starben.

Bei dem Besuch der beiden bösen Buben der islamischen Welt hatten verschiedenste Bundesbehörden die Hand im Spiel. Dutzende bewaffnete Sicherheitskräfte in Zivil bewachten das Treffen. Weil die Lufthansa sich weigerte, Rushdie einzufliegen, kam er mit einer Privatmaschine. Wallraff warf der Gesellschaft daraufhin vor, sie habe sich „zum Handlanger von Terroristen“ gemacht.

Die Schiffsfahrt auf dem Rhein, so Wallraff weiter, sollte den Fundamentalisten demonstrieren, daß es ihnen nicht gelingen werde, ihre Drohung wahrzumachen, Rushdie käme nie wieder aus seinem Mauseloch heraus. Ort und Zeit des geheimen Treffens nannte Wallraff nicht; auch Aziz Nesin, der sich noch immer in Deutschland aufhalten soll, muß geschützt werden.

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