: Unterm Strich
Pulz vom Bündnis 90/Grüne. An der Hauswand des Eckhauses gegenüber der früheren ständigen Bonner Vertretung in Ost-Berlin wurde eine Gedenktafel angebracht, die an die Biermann-Ausbürgerung erinnern soll.
Unterbezahlte Lohnschreiber, arme Poeten, künstlerische Selbstverwirklicher, Kino-Addicts, Sesselfurzer in den Redaktionen dieses Landes et. al., aufgehorcht! Hannes Dahlberg, Fachjournalist und Autor von fünfzig amerikanischen und deutschen Filmen und Fernsehserien (u.a. „The Waltons“, „Bonanza“, „General Hospital“, „Earthquake“, „Winnetou im Tal der Toten“), kommt mit einem Drehbuchseminar nach Berlin. „Erfolgskriterien künftigen Programmbedarfs“, heißt es etwas cool, was aber niemanden abschrecken sollte. Das deutschsprachige Seminar, das sich nach Angaben des Veranstalters „nicht allein an den Autorennachwuchs, sondern auch an Produzenten, Fernsehredakteure und alle, die Manuskripte beurteilen müssen, richtet“, findet am 4. und 5. Dezember im Literaturhaus in der Fasanenstraße statt, nähere Infos unter 0711/566909.
Abteilung sang- und klanglos: Nach nur zweiwöchiger Spielzeit verschwindet die von Andrew Lloyd- Webber produzierte Bühnenschau „Eurovision“ am 27. November wieder von der Bühne des Vaudeville Theaters im Londoner Westend, nachdem kein Mensch, auch nicht die Journalisten, das Ding gut gefunden hat. Geschätzter Verlust, nach Angaben des Veranstalters: 500.000 Mark.
Was, meinen Sie, ist der „Fund des Jahrhunderts?“ Nach Einschätzung führender Musikwissenschaftler handelt es sich dabei um eine Handschrift mit bislang unveröffentlichten Stücken des britischen Barock- Komponisten Henry Purcell, die die Musikalienfachhändlerin Lisa Cox aus der Grafschaft Devon entdeckt hat. Das Manuskript umfaßt auf 24 Seiten 21 Kompositionen für Tasteninstrumente.
Der Bremer Literaturpreis (immerhin 30.000 Mark) geht in diesem Jahr an Wolfgang Hilbig für seinen Roman „Ich“.
Und nun die technischen Daten: Unter den Tisch gefallen sind heute die Meldungen „Haltungsschäden und Ohrenschmerzen — ,Musikmediziner‘ soll helfen“, „Christine Kaufmann präsentiert ,Liebesgefecht‘“, „Dresdner Musikfestspiele im Zeichen von August dem Starken“. Die Lieblings-dpa-Überschrift (die gleichzeitig eine Art journalistischen Minimalkonsens andeutet) lautete heute: „Dem Inhalt Form geben: Das Werk von Henry van de Velde in Nürnberg“. (Sie erinnerte den Kurzmeldenden außerdem jählings an eine vierfarbige Aufschrift, die er vor Jahren an den Seitenteilen der Botteramm-Dosen lesen durfte. Für ein großes Botteramm-Rätsel wurde geworben mit den Worten: „Finde den Sinn und schreibe ihn hin“.)
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