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Unterm Strich

Von den ungezählten Lesarten der Geschichte zu den spärlichen Aktivposten, die uns der Ticker heute wieder einmal zugetragen hat: In Rostock beginnt am Mittwoch der Lehrbetrieb an der neugegründeten Kunsthochschule – nicht ohne Querelen. Ursprünglich hatte nämlich die Landesregierung in Schwerin nach der Ausbildungsstätte für künftige Hungerleider geschielt. Die Politiker hatten wohl auf eine kostenlose Bebilderung ihrer Amtsstuben gehofft. Für Rostock sprach dagegen die bereits bestehende kulturpädagogische Infrastruktur. Immerhin gibt es dort zwei Hochschulbereiche für Schauspiel und Musik, dazu die universitäre Ausbildung von Gymnasiallehrern im Fach Kunst. Der Nachteil dieser geballten ästhetischen Erziehung der mecklenburg-vorpommerschen Geschlechter liegt – man hätte es eigentlich ahnen können – im miserablen Zustand des Hauses: Die bisherige Schule bricht vor Baufälligkeit zusammen. Und auch die Kosten für die Sanierung des Katharinenstifts als Sitz der neuen Kunsthochschule liegen mit veranschlagten 44 Millionen Mark rund 15 Millionen Mark über einem möglichen Neubau. Trotz alledem wußte Rostock zu kämpfen und zu überzeugen. Dann sprach der Wissenschaftsrat in Köln ein überregionales Machtwort: Die Kirche blieb im Dorf, der Kunstzuschlag ging ebenfalls an die untere Warnow.

Weimar, du glückliche Stadt am Nebenfluß der Saale: Nachdem, wie obigst berichtet, die Kunstsammlung von Paul Maenz und Gerd de Vries ihren Platz in der zukünftigen Kulturhauptstadt Europas gefunden hat, soll nun auch die Sammlung der wiedervereinigten Shakespeare-Gesellschaft dorthin ausgelagert werden. Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek wird sich künftig um Archivierung, Wartung und Pflege des 10.000 Bände umfassenden Bücherbestands kümmern müssen – Motten, Bücherwürmer und unachtsame Leseratten inklusive.

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