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Unterm Strich

Krach im Vorfeld der heute beginnenden Frühjahrstagung der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg: Volker Liepelt, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, sieht frühere Zusagen hinsichtlich der Überprüfung möglicherweise Stasi-belasteter Mitglieder nicht eingelöst. Jetzt wird mit Geldentzug gedroht: Falls sich in dieser Frage nichts tue, könne sich eine „neue Situation“ bei den bevorstehenden Haushaltsberatungen ergeben, so Liepelt. Nur unter drei Bedingungen will die Berliner CDU ihr Auge mit Wohlgefallen auf der Entwicklung der Akademie ruhen lassen: wenn selbige nämlich bei Verdachtsmomenten „auch aufgrund eigener Erkenntnisse“ tätig wird, wenn einzelne Mitglieder sich bei der Gauck-Behörde selbst überprüfen lassen, und wenn die Akademie einen Weg findet, den Mitgliedern, die durch die pauschale Übernahme von Ost-Mitgliedern im Zug der Akademienvereinigung aus Protest ausgetreten sind, die Rückkehr zu erleichtern. Nicht Walter Jens, sondern der Präsidialsekretär der Akademie, Hans-Gerhard Hannessen, replizierte öffentlich. Der für solche Fragen zuständige Ehrenrat (schon wieder ein Paralipomenon zum allgemeinen Revival des Ehrbegriffs...) müsse Anwürfe „sorgfältig prüfen“, aber „wir haben immer gesagt, daß er nicht von sich aus die Biographien von Mitgliedern durchstöbern wird“. Was die Wiedergewinnung der Ausgetretenen anbelangt, gebe es Hannessen zufolge „Gespräche und positive Signale“.

Die Rückkehr Solschenizyns, wie der Ticker sie malt: Ein bißchen was von einem Genre-Schinken aus dem 19. Jahrhundert hat sie schon. Die Rückkehr des verlorenen Sohns, der allerdings im eigenen Land nicht mehr so viel gilt – im sibirischen Wladiwostok, wo Solschenizyn Station machte, gab es nicht einmal eine offizielle Begrüßungsfeier. Farbenprächtiger geriet deshalb fast der Abschied: Solschenizyn hinterließ nicht nur den 1.300 Einwohnern von Cavendish im US-Bundesstaat Vermont für die öffentliche Bibliothek 14 seiner Bücher, in die er allesamt hineingeschrieben hatte „Für die Menschen in Cavendish“, er tat noch mehr schön zu Beschreibendes. „Nachdem der 75jährige am Mittwoch morgen noch wie immer an seinem Schreibtisch gearbeitet hatte, umarmte er den Pfosten an der Einfahrt zu seinem Grundstück, blickte zurück auf die Birken, die ihn immer an Rußland erinnert hatten, und fuhr nach kurzem Winken gemeinsam mit seiner Frau Natalia davon.“

Aus unserer Reihe „Franzosen ehren besser (und haben auch schönere Titel)“: Die spanische Sopranistin Victoria de Los Angeles Lopez Garcia ist in die Ehrenlegion aufgenommen worden, während Monika Maron – nichts gegen sie! – bloß die Roswitha- Medaille der Stadt Bad Gandersheim verliehen bekommt. 10 Mille. Für Essay und Prosa.

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