piwik no script img

Unterm Strich

Unser funkelnagelneuer Bundespräsident, Roman Herzog – jaja, wir wissen natürlich, daß es designiert heißen muß, aber irgendwie muß man sich ja dafür entschädigen, daß man ab sofort das Wort unverkrampft aus politischen Gründen nicht mehr verwenden kann; obwohl, das führt vielleicht zu einer interessanten Renaissance von Wörtern aus der Familie der Krampfartigen, die wir hier eigentlich schon immer für sehr nützliche ... – nun gut: Roman Herzog also, der jetzt nicht mehr einfach überall reden darf, wo er will, durfte als Gastredner gestern eine höchst feierliche und bedeutsame Veranstaltung der Universität Potsdam adeln. Im Schloßtheater Potsdam wurden nämlich 18 (!) Promovenden und 4 (!) Habilitanden 18 (!) Promotions- beziehungsweise 4 (!) Habilitationsurkunden verliehen! Zu weiteren Grußworten wurden unter anderem Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD!) und Kulturminister Hinrich Enderlein (FDP!!) erwartet!! Herr Herzog hielt auf dieser Bundespräsidentenanwärtertröstungsveranstaltung eine Rede zum zeitlosen Thema „Von der Freiheit des Geistes“.

Am vergangenen Samstag, so haben wir erst gestern vermeldet, hatte die deutsche Opernkonferenz in Dresden appelliert, Kultur nicht als „bequemes Sparschwein“ zu behandeln. Professor August Everding, Vorsitzender des Deutschen Bühnenvereins, hat nun am Montag nach der Jahrestagung des Bundesverbandes der deutschen Theater in Mannheim gefordert, Kultur dürfe nicht „zum Sparschwein werden, das man in der Not zuerst schlachtet“. Abgesehen davon, daß wir immer geglaubt haben, daß man in ein Sparschwein etwas reintun muß und es in diesem Zusammenhang eigentlich nie auch nur im entferntesten „bequem“ fanden, glauben wir schon gar nicht, daß die Notschlachtung irgendwelcher Theater- oder Museumskassen für mehr als eine Handvoll Brause reichen würde. Wir empfehlen außer einer neuen Metapher zum Zwecke konzertierter kulturpolitischer Aktionsbündnisse zusätzlich dringend deren inhaltliche Abstimmung!

Künstler zeigen Flagge heißt eine Plakatausstellung in Salzau bei Kiel, die der Heidelberger „Plakatkünstler“ Klaus Staeck initiiert hat. Das politisch einwandfreie Projekt richtet sich gegen Gewalt und Fremdenhaß. Zu den mehr als dreißig beteiligten Künstlern zählen unter anderem Christo,

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen