: Unterm Strich
Rocker sind auch bloß Künstler. Der eine malt, der andere tut agieren: Nach Wolfgang „pissjähl“ Niedeckens vielgelobter Ausstellung von allerlei Expressivem und Konzept- Krams hat sich der Österreicher Wolfgang Ambros ins Schauspielermetier gewagt. Er darf in einer Slapstick-Komödie mitmimen, die im nächsten Jahr im Kino anlaufen soll. „Es ist eine ,Blues Brothers‘-artige Geschichte, bei der ich den Chef einer Rockband spiele“, sagte Ambros. Ansonsten biete der Film auch Bankräubereien und Liebe. Dylan hatte wenigstens in einem blutigen Peckinpah-Western mitgespielt.
Sehr viel aufregender ist da schon die Verpflichtung des früheren DDR-Fernsehkommentators und „Schwarze Kanal“-Moderators Karl-Eduard von Schnitzler für die Chemnitzer Inszenierung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Das ehemalige Karl-Marx-Stadt jedenfalls fühlt sich durch den Rückgriff in die Geschichte arg verunsichert. Dabei werden die Besucher der Oper Schnitzler bloß virtuell erleben. In der Mahagonny-Inszenierung, die am 1. Oktober ihre Premiere erlebt, wird Schnitzler per vorgefertigtem Video Brecht-Texte sprechen. Während von Schnitzler die „Meldungen der alten Welt“ im „Schwarzen Kanal“ verlese, sei Ulrich Wickert im Studio der Tagesthemen als „Nachrichtensprecher der neuen Welt“ engagiert. Schnitzler und Wickert erhalten für diese Nebenrolle vom Opernhaus ein Honorar. Regisseur Steffen Piontek mußte am Mittwoch nach eigenen Aussagen mehrfach Anfragen zu den Motiven für ein Mitwirken des umstrittenen Publizisten beantworten. Piontek: „Wir inszenieren das Stück als boshafte Satire auf den Zusammenbruch der DDR und die Zeit seit der Wiedervereinigung.“ Operndirektor Michael Heinicke glaubt, daß jetzt auch viele „nicht sehr freundlich gesinnte Anrufe“ die Bühne erreichen werden.
Der britische Filmregisseur Lindsay Anderson ist im Alter von 71 Jahren während eines Urlaubs in Frankreich gestorben. Zu seinen bekanntesten Filmen gehörten „If“ (1963), die Geschichte einer Jugendrevolte in einem englischen Internat, „The Sporting Life“ (1968) und „Whales of August“ (1987). Anderson galt in den sechziger Jahren als „zorniger junger Mann“ der britischen Filmschaffenden. Zugleich war er auch als Kritiker und Nebendarsteller tätig.
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